Bakterielle Besiedlung und pH-Wert

Scheidenflora im Gleichgewicht: Schutz vor Infektionen

Eine intakte Scheidenflora schützt vor Infektionen wie Scheidenpilz. Durch die Einnahme von Antibiotika und anderen Faktoren kann das empfindliche Gleichgewicht allerdings gestört werden. Wie lässt sich das Scheidenmilieu unterstützen?

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© Getty Images/Georgii Boronin

Die Scheidenflora bezeichnet die natürliche Besiedelung der Scheidenschleimhaut mit Bakterien und anderen Mikroorganismen. Sie leben in einem ausgeklügelten Gleichgewicht, das die Gesundheit der Vagina erhält. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei sogenannte Milchsäurebakterien ein, die für ein saures Milieu sorgen.

Im Überblick:

Gesunde Scheidenflora: Die besten Tipps

Was ist die Scheidenflora?

Die Scheidenschleimhaut ist von vielen Mikroorganismen besiedelt. Sie haben die Aufgabe, den Intimbereich vor Eindringlingen wie Pilzen oder schädlichen Bakterien zu schützen.

Bei einer gesunden Scheidenflora überwiegen nützliche Milchsäurebakterien, die Laktobazillen. Sie werden nach ihrem Entdecker auch Döderlein-Stäbchen genannt. Diese Mikroorganismen bilden aus Glykogen (Stärke), das in den Zellen der Scheidenschleimhaut vorhanden ist, Milchsäure und andere Säuren. Dadurch herrscht im Inneren der Vagina normalerweise ein leicht saures Scheidenmilieu mit einem pH-Wert unter 4,5. Das saure Milieu hemmt Krankheitserreger in ihrem Wachstum.

Gestörtes Scheidenmilieu: Ursachen

Wird das empfindliche Gleichgewicht aus Bakterien und ihren Stoffwechselprodukten, Hormonen und pH-Wert aus dem Gleichgewicht gebracht, führt dies zu Irritationen. Auch das Risiko für Erkrankungen wie Scheideninfektionen nimmt zu.

Mögliche Störfaktoren sind:

  • Einnahme von Medikamenten (vor allem Antibiotika)

  • Mangel an Östrogen (etwa in den Wechseljahren; die Konzentration schwankt im Körper aber auch während des Zyklus)

  • falsche Intimhygiene (zum Beispiel häufige Vaginalduschen mit ungeeigneter Seife)

  • Kondome, die Spermizide enthalten

  • häufiger Geschlechtsverkehr (vor allem mit wechselnden Sexualpartnern)

Gefährdet für Infektionen im Vaginalbereich sind insbesondere Schwangere, Frauen mit Diabetes mellitus oder einer Immunschwäche (beispielsweise durch eine Krebserkrankung). Darüber hinaus kann auch Stress zu einem Ungleichgewicht des Scheidenmilieus führen, indem das Immunsystem allgemein geschwächt wird.

Symptome eines gestörten Scheidenmilieus

Ein gestörtes Scheidenmilieu macht sich meistens erst bemerkbar, wenn es zu vaginalen Infektionen oder Beschwerden kommt. Mögliche Krankheiten, die dann auftreten können, sind:

  • Scheidenpilz (Mykose): Typisch ist vor allem starker Juckreiz im Intimbereich. Oft kommt es zudem zu einem weiß-gelblichen, krümeligen Ausfluss.

  • Bakterielle Scheidenentzündung (Vaginose): Eine bakterielle Vaginose macht sich vor allem durch einen grau-weißen Ausfluss bemerkbar, der auffällig "fischig" riecht.

  • Blasenentzündung (Zystitis): Eine Blasenentzündung äußert sich durch Brennen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang und Schmerzen im Unterleib.

Teilweise kann es auch zu Mischinfektionen mit Pilzen und Bakterien kommen. Darüber hinaus kann auch eine sehr trockene Scheide auf ein gestörtes Scheidenmilieu hinweisen.

Bei entsprechenden Beschwerden sollte die gynäkologische Praxis aufgesucht werden. Die*der Ärztin*Arzt kann einen Abstrich des Vaginalschleims entnehmen, der dann im Labor auf den pH-Wert oder krankmachende Keime untersucht wird.

Scheidenflora aufbauen: Hilfreiche Tipps

Joghurt-Tampons oder der Verzicht auf Zucker: Es kursieren einige Tipps, wie sich eine gestörte Scheidenflora aufbauen lässt. Von solchen Hausmitteln ist allerdings abzuraten. Stattdessen empfehlen sich rezeptfreie Produkte aus der Apotheke, um die Scheidenflora nach einer Scheideninfektion wieder aufzubauen.

Wer zu immer wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen neigt, kann zudem Produkte mit Milchsäure oder Milchsäurebakterien anwenden. Milchsäurezäpfchen eignen sich beispielsweise, um den natürlichen pH-Wert der Scheiden dauerhaft zu stabilisieren und Pilzinfektionen vorzubeugen.

Darüber hinaus können folgende Tipps zu einer gesunden Scheidenflora beitragen und Infektionen verhindern:

  • Um das saure Scheidenmilieu zu erhalten, sollte der Intimbereich nicht übermäßig und vor allem nicht mit ungeeigneten Seifen und Lotionen behandelt werden.

  • Nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten wischen, damit keine Darmbakterien in die Scheide gelangen.

  • Eine gesunde Lebensweise und ausgewogene Ernährung unterstützen eine gesunde Scheidenflora, da ein intaktes intestinales Mikrobiom das Immunsystem stärkt und davon auch das Gleichgewicht der Scheidenflora profitiert.

  • Bei synthetischen Slips kann der Schweiß schlechter abtransportiert werden. Die Feuchtigkeit begünstigt Infektionen im Intimbereich. Daher sollten Frauen besser atmungsaktive Baumwollunterwäsche tragen.

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