In anderen Umständen

Scheidenpilz in der Schwangerschaft – was muss ich beachten?

Für Schwangere ist ein Scheidenpilz besonders zermürbend. Sie leiden nicht nur unter den unangenehmen Symptomen - oft sorgen sie sich auch um das Wohl ihres ungeborenen Kindes: Besteht die Gefahr einer Frühgeburt? Kann sich die Infektion übertragen? Auch fragen sich viele Frauen, ob der Pilz während der Schwangerschaft mit den gängigen Medikamenten behandelt werden darf.

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© Getty Images/Jamie Grill

Sobald ein Baby unterwegs ist, ist es ratsam, dass Thema Scheidenpilz doppelt ernst zu nehmen. Konsequent behandelt ist eine Hefepilz-Infektion während der Schwangerschaft zwar überhaupt kein Drama, unbehandelt kann die Infektion aber Folgen für das Kind haben.

Warum schwangere Frauen häufiger an Scheidenpilz leiden

Frauen, die ein Kind erwarten, sind besonders empfänglich für Scheidenpilz-Erkrankungen. Ursache dafür sind die Schwangerschaftshormone: Unter dem Einfluss der Hormone verändert sich das Scheidenklima. In der Scheide steht nun mehr Glykogen (eine Zuckerart) zu Verfügung. Da sich der häufigsten Scheidenpilzerreger Candida albicans von Glykogen ernährt, kann er sich nun stärker vermehren. Aufgrund von Hormonschwankungen steigt auch der pH-Wert in der Scheide an.

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Normalerweise sorgen Milchsäurebakterien für ein saures Klima in der Vagina und verhindern so, dass Bakterien sich ausbreiten. Ist das Scheidenmilieu nicht sauer genug, kann es zu einer Infektion kommen. Während einer Schwangerschaft passiert dies wegen der hormonellen Umstellung vergleichsweise oft. Dadurch ist die natürliche Schutzfunktion gegen schädliche Keime wie Pilze und Bakterien herabgesetzt.

Welche Folgen hat unbehandelter Scheidenpilz in der Schwangerschaft?

Die Behandlung von Scheidenpilz in der Schwangerschaft ist nicht nur wichtig, um die Schwangere so schnell wie möglich von den quälenden Symptomen zu befreien, sondern ist auch im Interesse des Kindes notwendig. Denn die Behandlung des Scheidenpilzes schützt das Kind vor Ansteckung während der Geburt.

Im Mutterleib ist der Embryo/Fötus zwar vor der Infektion geschützt – während der Geburt ist die Ansteckungsgefahr für das Kind aber groß. Babys, die sich bei der Geburt mit dem Erreger von Hefepilzerkrankungen infiziert haben, leiden in den ersten Wochen ihres Lebens häufig an Pilzbefall in der Mundhöhle (Mundsoor) und im Windelbereich (Windelsoor). Neugeborene, deren Immunsystem durch Pilz-Erkrankungen angeschlagen ist, sind anfälliger für andere Infektionen.

Juckreiz, Ausfluss, Brennen: Was kann alles dahinterstecken?

Zur gefürchteten Blutvergiftung mit Candida albicans (Candida-Septikämie) beim Neugeborenen führt der Scheidenpilz jedoch fast nie. Die Septikämie wird meist gefördert durch Operationen, venöse Katheter, Verschleppung des Keims vom Mund-Rachen-Raum in die Lunge etwa durch Beatmung. Auch Verletzungen im Mund-Rachen-Raum - etwa durch häufiges Absaugen - können eine Septikämie hervorrufen. Betroffen von der Blutvergiftung sind zumeist Frühgeborene, die im Inkubator intensiv gepflegt werden.

Bakterielle Infektionen erhöhen das Risiko für Frühgeburten

Der Scheidenpilz selbst stellt während der Schwangerschaft kein großes Risiko für das Baby dar. Viel ernster zu nehmen sind bakterielle Infektionen, die auf den Scheidenpilz „aufsatteln“ können. Diese bakterielle Scheideninfektion können in die Gebärmutter aufsteigen, vorzeitige Wehen, die Öffnung des Muttermundes oder einen Blasensprung auslösen und so zu Fehl- oder Frühgeburten führen. Frauenärzte schätzen, dass bei rund 40 Prozent der drohenden Frühgeburten eine vaginale Infektion dafür verantwortlich ist.

Milchsäure-Präparate sind keine Gefahr fürs Baby

Auch Milchsäure-Präparate zum Aufbau einer gesunden Scheidenflora können Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit ohne Sorge verwenden.

Gerade für Frauen, die vor oder während der Schwangerschaft eine Scheidenpilzinfektion oder bakterielle Vaginose hatten, ist es wichtig, ein gesundes Scheidenmilieu gezielt aufzubauen. Um eine gestörte Vaginalflora ins Gleichgewicht zu bringen, eignen sich Milchsäure-Präparate. Diese gibt es etwa als Gel in Form einer Milchsäurekur, die eine Woche lang angewandt wird und auch über einen angenehm befeuchtenden Effekt verfügt.

Die Milchsäurepräparate sorgen für einen niedrigeren pH-Wert in der Scheide und unterstützen die Ansiedlung der für Normalflora der Scheide wichtigen Milchsäurebakterien. So kann auch einer bakteriellen Infektion in der Schwangerschaft vorgebeugt werden. Die Behandlung wird empfohlen, wenn der pH-Wert der Scheide in der Schwangerschaft zu hoch ist. Um zu überprüfen, ob das Scheidenklima ausreichend sauer ist, sollten Schwangere den pH-Wert in ihrer Scheide regelmäßig (ein- bis zweimal pro Woche) kontrollieren. Zur Kontrolle des pH-Werts in der Scheide gibt es einen Testhandschuh. Damit können Frauen in Eigenregie ihren vaginalen pH-Wert kontrollieren. Liegt der pH-Wert über 4,5, wird eine Milchsäurekur empfohlen.

Wie Scheidenpilz in der Schwangerschaft behandelt wird

Brennen und Juckreiz im Intimbereich sind meist so unangenehm, dass jede schwangere Frau einen Scheidenpilz so schnell wie möglich wieder loswerden möchte. Schwangere haben allerdings oft Sorge, dass ein Antipilzmittel aus der Apotheke ihrem Baby schaden oder die Schwangerschaft gefährden könnte. Diese Bedenken sind jedoch unbegründet.

Lokal wirkende Antipilzmittel in der Schwangerschaft ungefährlich

Eine Scheidenpilzinfektion kann auch in der Schwangerschaft mit lokal wirkenden Antipilzmitteln, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Clotrimazol und Nystatin behandelt werden. Die meisten frei verkäuflichen Cremes und Vaginaltabletten gegen Scheidenpilz aus der Apotheke können ohne gesundheitliche Bedenken angewandt werden – auch bei Kinderwunsch und in der Stillzeit Schwangere und Stillende sollten die Einnahme von Medikamenten, auch wenn sie rezeptfrei erhältlich sind, grundsätzlich vorab mit ihrem Arzt besprechen.

Komplizierter ist die Behandlung eines chronischen, immer wiederkehrenden Scheidenpilzes. Bei einer hartnäckigen Pilzinfektion helfen lokal anzuwendende Mittel unter Umständen nicht ausreichend. Manche der Scheidenpilz verursachenden Pilzarten sind auch resistent gegen die Wirkstoffe. Dann muss der Scheidenpilz mit oral einzunehmenden Tabletten behandelt werden. Diese sind jedoch in der Schwangerschaft tabu. Umso wichtiger ist es, eine Scheidenpilz-Infektion frühzeitig in der Schwangerschaft zu behandeln.

Hausmittel schaden der Scheidenflora!

Von "natürlichen" Wirkstoffen wie Teebaumöl, Knoblauch, Jogurt und Ringelblütenextrakt zur Behandlung des Scheidenpilzes raten Frauenärzte entschieden ab: Diese können die Scheidenflora zusätzlich beeinträchtigen. Zum Teil wirken die Substanzen austrocknend, reizen die Schleimhäute zusätzlich oder sind gar selbst eine Quelle für Keime.

Die größten Mythen rund um Scheidenpilz

Scheidenpilzinfektion in der Schwangerschaft vorbeugen

Schwangere Frauen infizieren sich besonders leicht mit Scheidenpilz, doch eine Infektion kann gut behandelt werden. Durch bewusstes Verhalten kann die Frau zudem vorbeugen. Zu viel Hygiene schädigt die Scheidenflora und macht die Vagina anfällig für Infektionen.

Grundsätzlich sollte bei Juckreiz im Intimbereich die Schleimhaut nicht zusätzlich durch Seife und spezielle Waschlotionen, die Deodorants oder Desinfektionsmittel enthalten, gereizt werden. Scheidenspülungen sind in der Schwangerschaft vollkommen ungeeignet. Frauen sollten leichte Unterwäsche aus Baumwolle tragen und sie täglich wechseln. Auf enge, synthetische Kleidung sollte verzichtet werden. Schwangere sollten auch mit Schwimmbädern und besonders Whirlpools vorsichtig sein, da sich Bakterien und Pilze in dem warmen Wasser besonders gut vermehren.

Tipps, wie Sie Scheidenpilz in der Schwangerschaft vorbeugen und die Behandlung unterstützen können, lesen Sie in unserer Bildergalerie:

Gesunde Scheidenflora: Die besten Tipps