Chronischer Scheidenpilz

Was tun, wenn der Scheidenpilz nicht weggeht?

Viele Frauen kennen es: Gerade erst haben die Scheidenpilz-Beschwerden nachgelassen, schon kündigt sich eine erneute Infektion an. Eine Vaginalmykose ist meist ungefährlich, in etwa 5 bis 10 Prozent der Fälle kann sie aber sehr langwierig sein oder immer wieder kommen. Was sind die Ursachen und wie sollte in hartnäckigen Fällen behandelt werden?

Chronischer Scheidenpilz.jpg
© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht

Was ist chronischer Scheidenpilz? Fachleute sprechen von einem chronischen oder immer wiederkehrenden Scheidenpilz (auch rezidivierende Candidose), wenn Symptome wie Juckreiz, Rötung und Ausfluss öfter als viermal pro Jahr auftreten.

Was tun, wenn der Scheidenpilz nicht weggeht? Ein immer wiederkehrender Scheidenpilz sollte unbedingt ärztlich behandelt werden.

Wie wird ständiger Scheidenpilz behandelt? In der Regel wird eine Langzeitbehandlung mit Antipilzmitteln durchgeführt. Zudem sollten beispielsweise Grunderkrankungen, die zu einer Schwächung des Immunsystems führen, behandelt werden. Ein gesunder Lebensstil und ein stabiles Scheidenmilieu wirken sich ebenfalls positiv aus.

Artikelinhalte im Überblick:

Scheidenpilz: Diese Risikofaktoren sollten Sie kennen!

Chronischer Scheidenpilz: Ständiges Jucken im Intimbereich

Scheidenpilz ist keine Seltenheit: Etwa drei von vier Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben betroffen. In der Regel können Symptome wie Jucken und Brennen mithilfe rezeptfreier Medikamente aus der Apotheke gut behandelt werden. Durch die lokale Anwendung von Cremes oder Zäpfchen im Genitalbereich lassen die Beschwerden meist nach etwa drei Tagen nach.

Allerdings nicht immer. Manchmal helfen die Medikamente gegen Pilze (Antimykotika) nicht und die Scheidenpilzinfektion kommt immer wieder zurück. Wenn Scheidenpilz mehr als viermal pro Jahr auftritt, sprechen Fachleute von einer chronisch-rezidivierenden Vulvovaginalcandidose, kurz RVVC. Zur Pilzinfektion (Candidose) gesellt sich eine fortgesetzte Entzündungsreaktion. Dies stellt eine medizinische Herausforderung dar und kann bei betroffenen Frauen zu einem hohen Leidensdruck führen.

Symptome bei chronischem Scheidenpilz

Die Beschwerden einer chronisch-rezidivierenden Vulvovaginalcandidose ähneln denen einer akuten Scheidenpilzinfektion. Typisch sind vor allem:

Bei einem chronischen Scheidenpilz ist der Ausfluss jedoch häufig geringer ausgeprägt als bei einer akuten Scheidenpilzinfektion oder kann gänzlich fehlen. Darüber hinaus können Beschwerden beim Wasserlassen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten.

Mögliche Ursachen für wiederkehrenden Pilz

Welche Ursachen im Einzelfall zu einem chronischen Vaginalpilz führen, lässt sich meist nicht eindeutig ausmachen. Oft führt ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren zu einer Chronifizierung, unter anderem:

  • gestörte Scheidenflora
  • hormonelle Faktoren (unter anderem Schwangerschaft, Verhütungsmittel)
  • Immunschwäche (etwa bei Diabetes mellitus oder Krebstherapie)
  • Einnahme von Antibiotika
  • genetische Faktoren
  • sexuelle Aktivität (Ping-Pong-Effekt)
  • anhaltender Stress
  • Resistenzentwicklung
  • Ausbildung von Biofilmen (dicht gepackte Gemeinschaft von Zellen)

Vaginalflora aus dem Gleichgewicht

Eine mögliche Ursache, wenn Scheidenpilz einfach nicht weggehen möchte, ist eine gestörte Scheidenflora: Das vaginale Mikrobiom besteht aus vielen Millionen verschiedener Bakterien, darunter nützliche Milchsäurebakterien (Laktobazillen, Döderlein-Bakterien). Sie kommen natürlicherweise in der Vagina vor und wandeln Zucker in Milchsäure um. So entsteht ein saures Scheidenmilieu, das dafür sorgt, dass sich krankmachende Erreger nur schlecht oder gar nicht vermehren können.

Gerät das Scheidenmilieu allerdings aus dem Gleichgewicht und die "bösen" Bakterien und Pilze überwiegen, können Milchsäurebakterien diese nicht mehr richtig in Schach halten.

Resistenzentwicklung von Scheidenpilz-Erregern

Wenn eine Frau immer wieder gegen Scheidenpilz behandelt werden muss, kann es auch zu einer Resistenz gegen die Therapie kommen. Dafür sind verschiedene Ursachen denkbar. Am häufigsten gedeihen unter der Therapie solche Pilze, die nicht auf das Mittel ansprechen. Die gängigen Antipilzmittel wirken nämlich vor allem gegen den Hefepilz Candida albicans. Dieser ist in 90 Prozent aller Fälle für eine Scheidenpilzinfektion verantwortlich. Doch in der Vagina befinden sich auch diverse andere Pilzarten. Wird nur gegen Candida albicans behandelt, kann dies das Wachstum anderer Pilze fördern.

Ein anderer Grund: Der behandelte Pilz verändert sich so, dass ihm die Therapie nichts mehr anhaben kann. Auch Resistenzen gegen ein bestimmtes Anti-Pilz-Präparat kommen vor. Zeigen lokale Antimykotika keine Wirkung, ist es nicht sinnvoll, hiermit weiterzubehandeln. Um gezielt vorgehen zu können, muss zunächst die betreffende Pilzart bestimmt werden. Dazu ist ein Abstrich aus der Scheide erforderlich.

Ausbildung von Biofilmen

Eine weitere Ursache für das Auftreten von Resistenzen könnte die Ausbildung von Biofilmen sein. Hierbei handelt es sich um eine Schicht aus Mikroorganismen, die durch das Absondern von Schleim eine feste Struktur entwickeln. Sie schützen die Schleimhaut vor äußeren Einflüssen, machen den Intimbereich aber auch unempfindlich gegenüber Antipilzmitteln.

Geschwächtes Immunsystem

Kehrt ein Scheidenpilz immer wieder zurück, liegt das möglicherweise auch an einer geschwächten Körperabwehr. Diese kann auch andere Erkrankungen begünstigen. Grundsätzlich können schmerzhafte Entzündungen durch Infektionen, Immunerkrankungen oder Hautschädigung verursacht werden. Es sind auch Kombinationen dieser Ursachen möglich. Ebenso spielt die Körperabwehr eine Rolle oder das Vorliegen einer Stoffwechselerkrankung wie etwa ein Diabetes mellitus. Das sind aber eher seltene Ursachen.

Immunsystem stärken: Abwehrkräfte gegen Scheidenpilz

Psychische Ursachen

Nicht selten verbergen sich hinter immer wiederkehrenden Pilzinfektionen auch Stress im Alltag und Beruf oder Probleme mit Partnerschaft und Sexualität. Denn auch diese Faktoren haben einen Einfluss auf das Immunsystem. Nicht immer lässt sich eindeutig sagen, ob die psychischen Probleme den Scheidenpilz hervorrufen oder erst durch diesen entstehen.

Diagnose: Erregernachweis bei chronischem Scheidenpilz

Wenn eine Scheidenpilzinfektion häufiger auftritt oder einfach nicht weggehen will, ist ein Besuch in der ärztlichen Praxis notwendig. Der*die Frauenarzt*Frauenärztin wird zunächst den Erreger bestimmen. Denn chronisch-rezidivierende Vaginalmykosen können in seltenen Fällen auch von anderen Pilzstämmen, etwa Candida glabrata, ausgelöst werden. Gegen diese wirken die gängigen Antipilzmittel nicht. Auch andere Erkrankungen wie eine bakterielle Vaginose müssen als Ursache ausgeschlossen werden.

Wie lässt sich eine hartnäckige Scheidenpilzinfektion behandeln?

Die Leitlinie rät bei einer chronisch-rezidivierende Vulvovaginalcandidose (RVVC) zu einer systemischen Langzeittherapie über mehrere Monate. Mittel der Wahl ist der Wirkstoff Fluconazol, der oral als Tablette eingenommen werden sollte. Als Anwendung wird empfohlen:

  • in den ersten Wochen: an drei Tagen pro Woche eine Tablette mit 200 Milligramm Fluconazol; nach Beschwerdefreiheit über einen Zeitraum von zwei Monaten wöchentlich eine Tablette

  • nach zwei Monaten: für vier Monate alle zwei Wochen eine Tablette

  • nach weiteren vier Monaten: für sechs Monate einmal monatlich eine Tablette

Die Behandlung wird als Vorbeugung der chronischen Scheidenpilzinfektion angesehen, sie ist leider selten heilend. Die Rückfallquote ist nach Absetzen der Medikamente hoch.

Wichtig:

Ein eigenständiges Herumprobieren mit verschiedenen Medikamenten oder Hausmitteln ist bei hartnäckigen Pilzinfektionen nicht zu empfehlen.

Bei chronischem Scheidenpilz die Sexualkontakte mit behandeln?

Eine generelle Mitbehandlung des Sexualpartners oder Sexualpartnerin, ohne dass Anzeichen einer Infektion bestehen, muss nicht erfolgen. Die Erfahrung aus der Praxis spricht nicht dafür, dass sich durch eine Behandlung der*des Partner*in das Wiederauftreten von Scheidenpilz bei Frauen mit entsprechender Neigung hinreichend vermeiden lässt.

Zeigen sich bei einem Sexualkontakt jedoch Entzündungszeichen, zum Beispiel Rötungen an der Eichel oder lässt sich derselbe Erreger nachweisen, kann eine begleitende Behandlung sinnvoll sein. Geeignet sind dann Antipilzmittel in Form von Salben oder Cremes beispielsweise mit Clotrimazol.

Ist chronischer Scheidenpilz gefährlich?

Ein immer wiederkehrender Scheidenpilz selbst hat zwar keine langfristigen Folgen auf die Gesundheit. Doch die dauernden Infektionen können Wegbereiter für andere Bakterienerkrankungen sein. Solche Superinfektionen stellen ein therapeutisches Problem dar, weil sie schwer zu behandeln sind. Häufig treten zum Beispiel Blasenentzündungen auf. Steigt eine Infektion auf, können auch die Nieren erkranken.

Viele Frauen befürchten, dass chronischer Scheidenpilz sie langfristig unfruchtbar macht. Das stimmt nicht. Allerdings kann Unfruchtbarkeit dadurch entstehen, dass im Zuge einer Scheidenpilzinfektion Bakterien aufsteigen, sich die Eileiter entzünden und verkleben.

Umso wichtiger ist eine zeitnahe ärztliche Behandlung von wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, richtiger Intimhygiene und der Reduktion von Stress können den Verlauf ebenfalls positiv begünstigen.

Sex und Scheidenpilz: 10 goldene Regeln