Hefepilzarten & Verlaufsformen

Von C. albicans bis chronisch: Arten von Scheidenpilz

Pilzinfektionen der Scheide können akut oder chronisch, also wiederkehrend, verlaufen. Verantwortlich für die Symptome sind verschiedene Arten von Hefepilzen. Von Candida albicans bis hin zum chronischen Pilz – darum sollten Sie die Unterschiede bei Symptomen und Behandlung kennen.

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© Getty Images/Lourdes Balduque

Übersicht: Formen und Arten von Scheidenpilz:

Akute Scheidenpilzinfektion

Typische Symptome einer erstmalig auftretenden, akuten Scheidenpilzinfektion sind der starke, manchmal kaum auszuhaltende Juckreiz und ein Brennen im Scheidenbereich. Viele Frauen berichten auch über Schmerzen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr. Hinzu kommt ein bröckliger weißlicher Ausfluss, der leicht süßlich riechen kann. Ursache all dieser Symptome ist die durch Hefepilze verursachte Entzündung der Scheidenschleimhaut, die bei genauerer Betrachtung gerötet ist, weißliche Beläge aufweist und ein bisschen geschwollen sein kann.

Juckreiz, Ausfluss, Brennen: Was kann alles dahinterstecken?

Candida albicans häufigste Scheidenpilz-Art

Candida albicans ist der mit Abstand häufigste Pilz, der im Genitalbereich zu Problemen führt. Mit rezeptfreien Antipilzmitteln ist eine akute Scheidenpilzinfektion in der Regel gut behandelbar. Die Präparate mit antimykotischen Wirkstoffen, zum Beispiel Clotrimazol, werden als Scheidentabletten und Creme verabreicht. Wichtig ist, die Tabletten an drei aufeinanderfolgenden Tagen in die Scheide einzuführen, um alle Pilze abzutöten. Zusätzlich wird der Genitalbereich mit einer Antipilzsalbe behandelt.

Scheidenpilzinfektion mit Candida albicans: Lesen Sie mehr über typische Symptome, Verlauf, Behandlung und Vorbeugung.

Scheidenpilz-Erreger: Exoten auf dem Vormarsch

Immer häufiger sind bei Scheidenpilzinfektionen exotische Scheidenpilze im Spiel. Neben Candida albicans gibt es noch weitere Erreger aus der Candida-Gattung, wie etwa Candida tropicalis, Candida glabrata oder Candida krusei Der Blick ins Mikroskop mit der Diagnose "Aha, ein Pilz" reicht daher in vielen Fällen nicht mehr aus. Um die einzelnen Stämme zu unterscheiden, müssen sie in einer Kultur angezüchtet werden.

Candida glabrata: Zweithäufigster Pilzerreger

In immerhin fünf bis zehn Prozent der Fälle verursacht die Hefepilzart Candida glabrata das unangenehme Jucken und Brennen in der Scheide. An den Symptomen ist der Erreger aber nicht eindeutig zu erkennen.

Symptome des Scheidenpilzes bei Candida glabrata:

  • geringes Jucken vor der Menstruation oder nach dem Sex
  • weniger stark gerötete Vagina
  • Ausfluss kann cremiger sein, aber ohne besonderen Geruch

In der Praxis erweisen sich diese Anzeichen aber häufig als zu vage. So urteilt Dr. Anja Oppelt, Frauenärztin und Lifeline-Expertin: "Der Ausfluss (Fluor) liefert keinen eindeutigen Anhaltspunkt, ob es sich um Candida albicans oder Candida glabrata handelt. Bei beiden Arten ist er meist weiß und bröckelig, nur manchmal ist der Fluor bei Candida glabrata etwas flüssiger."

Behandlung beim Candida-glabrata-Erreger

Um den Hefepilz zu identifizieren, muss der Gynäkologe einen Abstrich machen. Nach drei Tagen liegt dem Arzt das Ergebnis vor und die Behandlung kann beginnen. Eine lokale Therapie reicht bei Candida glabrata häufig nicht, es müssen zusätzlich Tabletten genommen werden - Ärzte bezeichnen dies als "systemische Therapie".

Das liegt daran, dass die Pilze tiefer in der Schleimhaut sitzen als etwa Candida albicans, weiß Expertin Oppelt. Klingt die Candida-glabrata-Infektion nach der zweiwöchigen Intensivbehandlung nicht ab, wird sie gegebenenfalls nach einer Pause wiederholt. "Der Partner muss nur mitbehandelt werden, wenn er ebenfalls Beschwerden hat", erläutert Dr. Thomas Gent vom Berufsverband der Frauenärzte in Hamburg. "Aber auch wenn eine Frau ständig an Scheidenpilz leidet, sollte ein Arzt das Sperma ihres Partners kontrollieren. Vielleicht hat er sich unbemerkt infiziert und steckt sie immer wieder an."

Candida krusei: Typische Symptome und die richtige Therapie

Candida krusei ist zwar nur selten die Ursache für einen Scheidenpilz, dafür häufig aber sehr hartnäckig. Bekannt ist der Hefepilz Candida krusei vor allem wegen der Gefahr, immungeschwächte Patienten zu befallen und bei ihnen zu einer Mykose, also einer Pilzerkrankung, des gesamten Körpers zu führen. Betroffen sind meist Aids-Patienten oder Immunsupprimierte. Im Vaginalbereich als Verursacher von Scheidenpilz spielt Candida krusei eine geringere Rolle. 

Die größten Mythen rund um Scheidenpilz

Symptome einer Candida-krusei-Infektion:

Starker Juckreiz und Rötung sind die wichtigsten Anzeichen eines Scheidenpilzes durch Candida krusei, eher selten sind:

  • Brennen
  • Weißlicher, eher trockener Ausfluss
  • eventuell Brennen beim Wasserlassen und Blasenprobleme

Therapie von Scheidenpilz durch Candida krusei

Da die Behandlung von Candida krusei manchmal kompliziert und langwierig ist, müssen die gängigen, lokal wirkenden Antimykotika oft länger angewendet werden. Darüber hinaus zeigt sich der Hefepilz gegen einige Antimykotika resistent, was die Behandlung zusätzlich erschwert. Für Patientinnen mit hartnäckigem Scheidenpilz bedeutet das: Lieber zum Arzt gehen und feststellen lassen, um welche Form von Scheidenpilz es sich handelt. Dann kann ein entsprechendes Medikament ausgewählt werden.

Chronische Infektionen: Testen, welches Medikament am besten wirkt

Bei manchen Frauen tritt der Scheidenpilz mit nur kurzen Unterbrechungen immer wieder auf. Diese Verlaufsform bezeichnen Mediziner als wiederkehrende Infektion. Oft wird er auch als chronischer Scheidenpilz bezeichnet – tatsächlich kann die Infektion aber nicht chronisch werden.

Die verschiedenen Pilzstämme lassen sich in der Regel mit herkömmlichen Antipilzmitteln behandeln. Im Falle eines wiederkehrenden Pilzes sollte aber nicht wahllos ein Antimykotikum verschrieben werden. Der Arzt sollte vor der Behandlung testen, auf welches Medikament der jeweilige Pilz am besten anspricht. Von Selbstbehandlungsversuchen mit Hausmitteln sollten betroffene Frauen dagegen unbedingt absehen.

Chronischer Scheidenpilz tritt meist bei einer gestörten, unausgeglichenen Scheidenflora auf. Je nachdem, wie sehr diese aus dem Gleichgewicht geraten ist, sind Ansäuern der Vaginalflora mit einer Milchsäurekur oder die Gabe lebender Milchsäurebakterien (Vaginaltabletten) sinnvoll.

Ausführliche Informationen zur chronischen, immer wiederkehrenden Scheidenpilzinfektion, ihren Ursachen und wie sie behandelt wird, erfahren Sie hier.

Symptomlose Pilzinfektion: Wann muss behandelt werden?

Es gibt auch Scheidenpilzinfektionen, die symptomlos verlaufen. Nicht immer verursacht ein Scheidenpilz nämlich Beschwerden. Denn die Pilze kommen ganz natürlich in der Scheidenflora vor – ein gesundes Scheidenmillieu und Immunsystem kann die Hefepilze gut im Schach halten. Dann erfährt die Frau ­­nur per Zufall, dass sie eine Pilzinfektion mit sich herumträgt. Oft stellt ein Frauenarzt einen Scheidenpilz fest, wenn er für eine Untersuchung einen Abstrich aus der Scheide nimmt und beim Blick durchs Mikroskop unerwartet Pilzsporen sieht.

"So lange eine Scheidenpilzinfektion keine Symptome verursacht, braucht man sie nicht zu behandeln", so Gynäkologin Anja Oppelt. Bis auf eine Ausnahme: Die Frau ist schwanger.

Wird in der Schwangerschaft ein Scheidenpilz festgestellt, sollte die Infektion auf jeden Fall behandelt werden, auch wenn sie keine Beschwerden verursacht.

Dabei besteht die Gefahr, dass eine bakterielle Infektion auf einen Scheidenpilz aufsattelt, zur Reifung des Muttermunds führt und eine vorzeitige Wehentätigkeit auslöst, sagt Lifeline-Expertin Oppelt. Ein zweiter wichtiger Grund für die Therapie symptomloser Pilzinfektionen in der Schwangerschaft: Das Kind kann sich bei der Geburt anstecken. Die Behandlungsleitlinie der Frauenärzte empfiehlt daher, eine werdende Mutter ab der 34. Schwangerschaftswoche auf Pilze zu prüfen.

Mehr zum Scheidenpilz in der Schwangerschaft und wie er behandelt wird, erfahren Sie hier.

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