Weibliche Hormone

Östrogenmangel: Symptome, Folgen und Behandlung

Östrogenmangel entsteht nicht unbedingt erst in den Wechseljahren. Bereits jüngere Frauen können betroffen sein. Welche Ursachen und Folgen Östrogenmangel hat, etwa für den Kinderwunsch, und welche Rolle das Hormon bei einer regelmäßigen Menstruation spielt, lesen Sie hier.

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© Getty Images/Igor Ustynskyy

Östrogene sind die wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Dabei handelt es sich genau genommen um einen Oberbegriff für verschiedene Hormone, im Wesentlichen Estradiol, Estron und Estriol. Diese Hormone sind wesentlich für die Entwicklung des weiblichen Organismus.

Das wichtigste Östrogen, das Estradiol, wird in den Eierstöcken gebildet. Mit der Pubertät, wenn die Eierstöcke ihre Funktion aufnehmen, beginnt der Östrogenspiegel zu steigen. In den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke langsam immer weniger Östrogen produzieren, sinkt naturgemäß die Menge dieser Sexualhormone im Blut.

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Natürliche Schwankungen des Östrogenspiegels

Der Hormonspiegel ändert sich also mit den Jahren, und auch innerhalb des Monatszyklus steigt und sinkt der Östrogenspiegel: Bis zur Zyklusmitte steigt er und regt damit indirekt den Eisprung an. Viele Fruchtbarkeitsrechner nutzen deshalb die Östrogenwerte, um die befruchtungsfähigen Tage festzustellen. Findet nun eine Befruchtung statt, steigt der Östrogenspiegel weiterhin an, um die Schwangerschaft zu unterstützen und die Reifung des Fötus zu ermöglichen. Hier spielt auch das Sexualhormon Progesteron eine wichtige Rolle. Wird die Eizelle nicht befruchtet, fällt die Östrogenkonzentration wieder ab.

Aufgaben des Sexualhormons Östrogen

Östrogen ist unersetzlich für

  • die Ausbildung der Sexualorgane, aber auch der sekundären Geschlechtsmerkmale wie der Brust,
  • die Reifung der Eizellen sowie
  • die Entstehung und Erhaltung einer Schwangerschaft.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer Bereiche, in welchen Östrogene eine Rolle spielen, etwa für

  • das Knochen- und Knorpelwachstum,
  • die Feuchtigkeit der Scheide,
  • die Hautqualität,
  • gesundes Haar,
  • ausreichend Tränenflüssigkeit, aber auch für
  • die Psyche.

Ursachen für Östrogenmangel

Am häufigsten thematisiert wird Östrogenmangel im Alter. Dabei handelt es sich um ein natürliches Absinken des Östrogenspiegels, welches nur bei ausgeprägten Wechseljahrsbeschwerden behandlungsbedürftig ist. Daneben gibt es jedoch noch weitere Ursachen für Östrogenmangel, die alle Altersgruppen betreffen können, etwa:

  • Störungen der Eierstockfunktion,
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen,
  • Entfernung der Eierstöcke, etwa wegen einer Krebserkrankung,
  • Magersucht sowie
  • extremer Leistungssport.

Östrogenmangel: Die Folgen für Körper und Psyche

So breit gefächert wie die Funktion der Östrogene sind die Folgen, wenn der Körper zu wenig davon produziert. Dabei kommt es immer darauf an, in welchem Alter der Frau sich ein Östrogenmangel ausbildet. Besonders einschneidende Folgen hat ein Östrogenmangel in jungen Jahren und im gebärfähigen Alter. Die auffälligsten und belastendsten davon sind eine verspätete Pubertät sowie ein unerfüllter Kinderwunsch.

Hormontherapie mit Antiöstrogen bei unerfülltem Kinderwunsch

Zu den Folgen eines Östrogenmangels gehört, dass kein Eisprung stattfindet oder die Eizellen ungenügend heranreifen. Das verhindert eine Schwangerschaft. Rund 30 bis 40 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch weisen einen Östrogenmangel auf und werden deshalb nicht schwanger. Warum ihr Körper weniger Hormone produziert, ist meist nicht oder nur schwer festzustellen. Zugrunde liegen kann zum Beispiel die gestörte Ausschüttung von Hypophysen-Hormonen (Botenstoffe aus der Hirnanhangsdrüse).

Meist lässt sich solch ein Östrogenmangel jedoch mit Medikamenten ausgleichen. Allerdings sind das beim unerfüllten Kinderwunsch nicht wie auf den ersten Blick vermutet Östrogene, sondern Antiöstrogene. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die dem Körper signalisieren, dass extrem wenig Östrogen vorhanden ist – noch viel weniger als es in Wirklichkeit der Fall ist.

Das wiederum stimuliert die Bildung und Ausschüttung weiterer, übergeordneter Hormone (follikelstimulierendes Hormon, FSH, sowie luteinisierendes Hormon, LH). Trotz Östrogenmangel reift dann eine Eizelle heran, der Eisprung wird ausgelöst. Ein Antiöstrogen kann auf diese Weise Frauen mit bislang unerfülltem Kinderwunsch helfen, schwanger zu werden.

Östrogenmangel bei jungen Frauen und die Behandlung

Östrogenmangel kann auch sehr junge Frauen betreffen. Bei Mädchen kann sich deshalb die Pubertät verzögern. Durchschnittlich setzt die erste Regelblutung (Menarche) mit etwa zwölf bis 14 Jahren ein. Bei Mädchen mit einem niedrigen Östrogenspiegel kann das jedoch erst wesentlich später zutreffen. Anzeichen eines Östrogenmangels bei jungen Frauen ist auch die immer wieder ausbleibende Regel. Die Menstruation tritt dann nur alle paar Monate und sehr unregelmäßig auf.

Zwar besteht in diesem Alter noch kein Kinderwunsch, dennoch sollte der Östrogenmangel behandelt werden. Denn er hat weitreichende Folgen nicht nur auf die Fruchtbarkeit, sondern auch auf den Knochenaufbau. Zur Behandlung von Östrogenmangel bei Mädchen und jungen Frauen gibt es spezielle Therapieschemata.

Bestimmte Pillenpräparate können Hormonmangel auslösen

Auch die Verhütung kann für einen Östrogenmangel verantwortlich sein. Die Antibabypille bremst nämlich die körpereigene Östrogenproduktion. Vor allem niedrig dosierte Pillen (Mikropille), die ein Östrogen mit einem Gestagen kombinieren (dabei verhindert die Gestagen-Komponente den Einsprung), können zu einem unangenehmen Östrogenmangel mit Begleiterscheinungen wie Scheidentrockenheit führen. Nach Absprache mit dem Arzt ist ein Wechsel zu einer anderen Antibabypille oder Verhütungsmethode denkbar.

Östrogenmangel in den Wechseljahren: natürlich, aber belastend

Östrogenmangel durch die Pille betrifft nur einen geringen Prozentsatz der Frauen. Was jedoch jede Frau durchlebt, ist der Östrogenmangel in den Wechseljahren.

Zwar handelt es sich um einen natürlichen Vorgang. Doch vor allem den Übergang zwischen dem gebärfähigen Alter und dem Verlust der Fruchtbarkeit erlebt mindestens ein Drittel aller Frauen mit teils heftigen Beschwerden wie

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüchen,
  • Schlafstörungen,
  • Scheidentrockenheit,
  • Herzklopfen,
  • trockenen Augen,
  • Haarausfall,
  • trockener Haut,
  • Stimmungsschwankungen bis hin zur depressiven Verstimmung sowie
  • Nervosität.

Welche Behandlung kommt in Frage?

Je nachdem, wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind und wie hoch der Leidensdruck ist, wird der Arzt verschiedene Therapien vorschlagen. So haben sich etwa Johanniskrautprodukte gegen depressive Verstimmungen, Schlafstörungen und Nervosität bewährt. Bei typischen Wechseljahrsbeschwerden kann auch eine hormonfreie Therapie mit Präparaten auf Basis von Traubensilberkerze Beschwerden lindern.

Gegen trockene Augen gibt es spezielle Augentropfen und -cremes, die die Tränenflüssigkeit ersetzen und das Auge pflegen. Ebenso existiert ein riesiger Markt für Kosmetika gegen Falten und trockene Haut. In den oben genannten Fällen handelt es sich jedoch nur um eine Behandlung der Symptome eines leichten Östrogenmangels.

Verschreibungspflichtige Hormonpräparate (Zäpchen, Cremes) dagegen, die bei Scheidentrockenheit den Östrogenmangel ausgleichen, setzen an den Ursachen an. Für Frauen, die keine Hormone anwenden möchten oder dürfen, gibt es bei Scheidentrockenheit wirksame Alternativen in Form hormonfreier Gels, Cremes oder Zäpfchen. Produkte mit Hyaluronsäure können die Elastizität der Scheidenhaut verbessern und die Wundheilung fördern.

Hormonersatztherapie gleicht den Östrogenmangel aus

Eine wesentliche Hilfe bietet die Hormonersatztherapie (Hormonsubstitution, Hormone Replacement Therapy, HRT). In Form eines Gels zum Auftragen auf die Haut, als Hormonpflaster oder als Tablette sowie in Kombination lässt sich Östradiol mit Progesteron oder einem synthetischen Gestagen für jede Frau individuell dosieren, so dass Wechseljahrsbeschwerden gelindert werden.

Allerdings sollte die HRT gemäß der aktuellen Behandlungsleitlinie wenn möglich nicht länger als fünf Jahre durchgeführt werden. Wichtig ist in jedem Fall die engmaschige Begleitung der Hormonersatztherapie durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt.