Gesunde Vaginalflora schützt vor Pilzinfektion

Richtige Intimpflege: Tipps für Hygiene, Rasur und Piercing

Eine gesunde Vaginalflora schützt vor Pilzinfektionen. Frauen sollten daher sorgsam mit ihrer Scheide umgehen. Hier finden Sie Tipps zur gesunden Intimpflege, Rasur und Pflege eines Piercings im Intimbereich.

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Deutsche Sauberkeit ist sprichwörtlich. Da wird gewischt und gewienert, bis alles porentief rein und keimfrei ist. Der eigene Körper stellt dabei keine Ausnahme dar. Im Intimbereich ist übertriebene Hygiene jedoch nicht angebracht. "Es sind gerade die extrem sauberen, fast überpflegten Frauen, die Probleme bekommen. Nach jedem Toilettengang wird gewaschen, das Bidet benutzt oder Feuchttücher eingesetzt – das kann zu Hautschädigungen führen, gerade im sensiblen und zarten Genitalbereich", beobachtet Professor Eiko E. Petersen, Experte für gynäkologische Infektionen.

Zu viel Hygiene schädigt die Vaginalflora

Denn zu viel Reinlichkeit ruiniert das natürliche Milieu in der Scheide. Häufiges Waschen und Duschen, besonders mit aggressiven Seifen oder Gels, zerstören das saure Klima und damit den Schutzwall der Vagina. Krankmachende Keime können leichter eindringen. Besonders von Spülungen der Scheide raten Expert*innen dringend ab. Auch von Intimsprays sollen Frauen die Finger lassen. Sie sind nicht nur überflüssig, sondern schädlich. Die Genitalien am besten mit klarem Wasser oder einer Intimwaschlotion mit Milchsäure waschen, rät Expertin Dr. Anja Oppelt. Danach trockentupfen, nicht reiben. Das reizt die Schamlippen unnötig und kann die Haut rissig machen, was ein Eingang für Pilze und Bakterien wäre. Daher gilt auch nach dem Wasserlassen: vorsichtig tupfen, nicht scheuern.

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Intimrasur und Pflege

Im Forum berichtet eine Frau über ihre ScheidenpilzinfektionScheidenpilzinfektion. Ihre Frauenärztin habe ihr neben der Anwendung eines Anti-Pilzmittels geraten, ihre Intimrasur aufzugeben, weil die Schamhaare ein natürliches Schutzschild darstellen. Laut Oppelt ist das Quatsch: "Die Rasur und das Fehlen der Schamhaare macht nicht anfälliger für Pilzinfektionen." Entscheidend ist die gesunde Pflege des Schambereichs.

Haarwurzeln entzünden sich leichter nach Rasur

Allerdings beobachtet die Gynäkologin etwas anderes: "Frauen, die sich rasieren, sind anfälliger für Haarwurzelentzündung." Dabei gehen Bakterien unter die Haut. Die Wurzeln der Haare infizieren sich, und es entstehen kleine, eitrige Pickel, wie auch Männer sie manchmal im Bartbereich haben. Um das Eindringen von Keimen zu verhindern, sollten gerade Frauen mit trockener und empfindlicher Haut darauf achten, sich beim Rasieren nicht zu verletzen.

Verletzungen und Pickel vermeiden

Bei einer Nassrasur sollte eine Frau daher stets eine frische Klinge nehmen. Das reduziert die Verletzungsgefahr deutlich. Auf keinen Fall aber die gebrauchte Klinge einer anderen Person verwenden. Weiche Haut ist resistenter gegen Verletzungen – daher zum Beispiel unter der Dusche rasieren, rät Oppelt. Außerdem öffnet Wärme die Poren und das Entfernen der Haare fällt leichter. Rasierschaum oder Duschgel erleichtern der Klinge das Gleiten. Es sollte immer in Wuchsrichtung der Haare vorgegangen werden. Anschließendes Cremen, Ölen oder Pudern mindert das Entstehen von Pickeln, eventuell zusätzlich ein alkoholfreies Antiseptikum auftragen.

Keine Trockenrasur im Intimbereich

Eine Trockenrasur ist im Intimbereich eher ungeeignet, da sie die Haut stark reizt. Ein Elektrorasierer eignet sich nur zum Vorscheren bei langen Schamhaaren. Auch Enthaarungscremes sollten Frauen besser meiden, wenn es um einen glatten Schritt geht. Neben Reizungen und Allergien besteht vor allem die Gefahr, dass die . Eine Alternative zur Nassrasur ist Epilieren mit Warm- und Kaltwachs. Beim Auftragen sollten Frauen allerdings Vorsicht walten lassen. Außerdem: Epilieren wirkt zwar lange, ist aber sehr schmerzhaft.

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Richtige Kleidung für den Intimbereich

Enge Hose mögen einen knackigen Po formen, doch ohne Kneifen geht es meist nicht. Das ist nicht nur lästig, sondern auch ungesund. Knapp sitzende Kleidung wie Jeans pressen den Schambereich zusammen und drosseln so die Durchblutung. Außerdem verhindern enge Hosen die nötige Belüftung der Intimzone. Das kann Infektionen begünstigen.

Von großer Bedeutung ist ebenso, was eine Frau drunter trägt: String-Tangas stehen im Ruf, Keimfähren zu sein. Beim Bewegen kann der Stoffstreifen Bakterien und Pilze aus der Analgegend in Richtung Scheide transportieren und so Infektionen Vorschub leisten. Eine schwedische Studie konnte allerdings nicht nachweisen, dass String-Tangas bei gesunden Frauen das Risiko für Pilzinfektionen erhöhen. Reibt der String jedoch Po-Ritze oder Scheide wund, können Erreger durch die Haut in den Körper dringen. Oppelt rät daher, String-Tangas nicht täglich zu tragen.

In Bezug auf Unterwäsche fördern synthetische Fasern das Schwitzen der Haut. Gleichzeitig transportieren sie keine Feuchtigkeit ab. Als Folge können sich Wärme und Nässe stauen und bilden so ein prima Infektionsklima, das die Ausbreitung von Pilzsporen begünstigt. Die gleiche feuchtwarme Atmosphäre lösen übrigens Slipeinlagen aus, besonders solche mit Kunststofffolien. Wenn, dann sollten Frauen luftdurchlässige Slipeinlagen verwenden.

Intimpiercing begünstigt Scheidenpilz

Frauen, die ein Intimpiercing tragen, sind besonders gefährdet für Scheidenpilz, berichtet Expertin Dr. Anja Oppelt. Der Grund: Die Haut um das Piercing ist gereizt, Scheuern an der Kleidung und leidenschaftliche Liebesspiele können den Effekt noch verstärken. Außerdem reagierten viele Frauen empfindlich auf das Metall des Piercings, beobachtet die Gynäkologin in ihrem Arbeitsalltag. Das gelte sogar für Materialien, die in dem Ruf stehen, selten eine Allergie auszulösen, wie Titan, Weißgold oder Platin.

Hat sich ein Scheidenpilz erst einmal breit gemacht, ist es für gepiercte Frauen oft schwer, die Infektion wieder loszuwerden. Wer zu Pilzerkrankungen neigt, sollte sich besser erst nicht in der Intimzone piercen lassen, rät Oppelt. Die Sporen klammerten sich an den Piercingring und setzten sich im Stichkanal fest, sagt die Gynäkologin.

Das Problem: Der Kanal für das Piercing lässt sich schwer reinigen. Die meisten Frauen wollen den Ring nicht herausnehmen – auch wenn sich die Haut entzündet hat. "Sie fürchten, dass der Stichkanal wieder zuwächst", erklärt Oppelt. Eine berechtigte Sorge. "Doch das Piercing muss entfernt werden, damit die Wunde heilen kann." Bei einer schweren Infektion sollte das vorsichtshalber ein*eine Arzt*Ärztin übernehmen, damit die Entzündung nicht eingeschlossen wird. Dann Stichkanal und Piercing am besten mit einem sanften Desinfektionsmittel aus der Apotheke reinigen. Damit die Wunde schnell heilt, empfiehlt Oppelt außerdem Sitzbäder mit Meersalz.

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Pflege des frisch gestochenen Intimpiercings

Frische Intimpiercings entzünden sich besonders häufig und erhöhen damit das Risiko für eine Scheidenpilzinfektion. Um das zu verhindern, sollte eine Frau die Pflege des neuen Piercings sehr ernst nehmen. Oberstes Gebot ist Reinlichkeit:

  • Die Wunde und das Piercing niemals mit ungewaschenen Fingern berühren!
  • Zwei Mal täglich Wundsekret und Verkrustungen vorsichtig mit einem in Wasser oder in eine Pflegelösung getauchten Wattestäbchen entfernen.
  • Anschließend das Wunddesinfektionsmittel auf beide Seiten des Stichkanals auftragen und den Schmuck vorsichtig bewegen, damit das Mittel auch in den Wundkanal gelangt.

Er dauert vier bis zwölf Wochen zum vollständigen Heilen, bei der äußeren Wunde zwei bis sechs Wochen. Während dieser Zeit gilt: Kein Sex, keine Sauna, kein Schwimmbad, kein Solarium. Außerdem nicht baden, sondern nur duschen. Wichtig: Das Piercing während der Heilungsphase nicht herausnehmen.

In den ersten zwei Wochen nach dem Stechen des Intimpiercings sollte außerdem auf Oralverkehr verzichtet werden, da sich im Mund viele Keime befinden, die die frische Wunde infizieren können. Auch später, wenn die Wunde verheilt ist, ist es sinnvoll, das Piercing nach dem Liebesakt gründlich zu säubern, damit Sperma, Scheidensekret, Speichel oder Gleitgel nicht in den Stichkanal gelangen und ihn entzünden. Während einer Infektion an der Wunde ist Sex tabu.