Krankheit oder harmlose Pickel?

Follikulitis: Haarwurzelentzündung der Vulva

Kleine Pickel und Hautrötungen im Intimbereich können Anzeichen für eine Haarwurzelentzündung (Follikulitis) sein. Wie Frauen die Entzündung erkennen, was die Ursachen sind und wie die Infektion behandelt wird?

follikulitis
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Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Follikulitis?

Jedes einzelne Haar wächst in einem Follikel (Haarbalg), der die Haarwurzel umgibt und das Haar versorgt. Eine Follikulitis ist eine Entzündung eines oder mehrerer Haarfollikel. Umgangssprachlich wird die Infektion auch als Haarwurzel- oder Haarbalgentzündung bezeichnet. Ausgelöst wird sie in der Regel von Bakterien. Tritt die Haarwurzelentzündung an der Vulva auf, spricht man von einer Folliculitis vulvae. Frauen erkennen diese zunächst an vermeintlichen Pickeln und Hautrötungen im Bereich der Schambehaarung. Je nach Verlauf können die entzündeten Bereiche aber auch jucken oder Schmerzen verursachen. Die Haarbalgentzündung verläuft meist mild und lässt sich gut behandeln. Sie tritt im Übrigen nicht nur an den Schamhaaren auf, sondern kann auch in anderen behaarten Regionen des Körpers vorkommen, wie auf der Kopfhaut, an den Oberschenkeln oder am Gesäß.

Ursachen und Risikofaktoren für die Haarwurzelentzündung

Die Follikulitis an der Vulva wird in der Regel nicht durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die Hauptursache ist eine bakterielle Infektion des Haarfollikels mit einem bestimmten Staphylokokken-Typ, dem Staphylococcus aureus. Staphylokokken-Bakterien kommen sowohl auf unserer Haut als auch in den Nasenschleimhäuten vor. Staphylococcus aureus tragen laut dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung etwa bis zu einem Drittel aller Menschen in sich. Der Großteil hat dadurch keinerlei Beschwerden. Durch Niesen, Händeschütteln oder kontaminierte Flächen kann der Keim übertragen werden. Gelangen die Bakterien in Wunden oder auf gereizte Hautareale, können sie eine Infektion verursachen – im Fall des weiblichen Intimbereichs eine Haarwurzelentzündung an der Schambehaarung.

Darüber hinaus gibt es Risikofaktoren, die eine Follikulitis begünstigen:

  • Menschen mit Diabetes mellitus haben generell Probleme mit der Wundheilung. Betroffene Frauen sind deshalb besonders anfällig für eine Haarwurzelentzündung. Bei ihnen kommt es auch immer wieder zu erneuten Infektionen des Haarbalgs.

  • Bei Frauen mit starkem Übergewicht (Adipositas) können sich an Oberschenkel und Vulva feuchte Hautfalten bilden, die die Vermehrung von Keimen begünstigen. Zusätzlich reizen Druckstellen die Haut oder scheuern sie auf. So entstehen Eintrittsstellen für Keime.

  • Eine Neigung zu eingewachsenen Haaren kann eine Entzündung begünstigen, besonders wenn durch Enthaarungscremes die Haut zusätzlich gereizt wird.

  • Enganliegende Kleidung und Unterwäsche aus Kunstfasern reizen die Haut und sorgen für ein schlechtes Mikroklima im Intimbereich. Das begünstigt die Vermehrung von Keimen.

  • Andauernder Stress schwächt das Immunsystem und macht anfälliger für Infektionen.

Symptome: Haarwurzelentzündung erkennen

Die Follikulitis entsteht im behaarten Bereich der Vulva, also auf dem Venushügel, den äußeren Schamlippen bis zum Anus. Frauen erkennen die Infektion an stecknadelgroßen Pusteln und gegebenenfalls kleinen weißen Eiterbläschen, aus deren Mitte ein einzelnes Haar wächst. Die Haut ist in diesem Bereich oft gerötet. Zusätzlich kann auch Juckreiz auftreten und die entzündeten Hautstellen können leicht schmerzen.

Aber nicht jede Auffälligkeit an der Vulva ist eine Haarbalgentzündung. Sie unterscheidet sich zum Beispiel von:

  • Vereinzelten Pickeln, die nicht schmerzen und nach wenigen Tagen wieder von alleine verschwinden.

  • Entzündungen der äußeren Genitalien durch den Hefe-Pilz Candida albicans (Vulvitis pustulosa). Dabei treten ebenfalls Pusteln auf. Diese gehen aber nicht vom Haarbalg aus, sondern betreffen nur die Haut.

  • Genitalherpes (Herpes genitalis) zeigt sich ebenfalls mit entzündlichen Pusteln. Herpes verursacht allerdings starke Schmerzen. Außerdem treten die Bläschen immer wieder an derselben Stelle, oft in einer kleinen Gruppe auf. 

Wie lange dauert eine Follikulitis und wie wird sie behandelt? 

Treten die Pusteln nur vereinzelt auf, dann ist oft keine Therapie notwendig. Meistens heilt der entzündete Haarbalg nach einigen Tagen wieder ab. Wichtig ist, an den vermeintlichen Pickeln nicht rumzudrücken. Heilt die Infektion allerdings nicht von alleine oder ist die Entzündung großflächig, dann sollten betroffene Frauen zu ihrem Frauenarzt oder zum Hautarzt gehen. Grundsätzlich einen Arzt immer aufsuchen, sollten auch Frauen

  • mit Diabetes mellitus oder anderen Grunderkrankungen, bei denen das Immunsystem geschwächt ist oder
  • wenn Fieber und Abgeschlagenheit hinzukommen.

Der Arzt entscheidet dann, ob eine Behandlung erforderlich ist. Für die Beurteilung reicht meistens eine Blickdiagnose. Im Zweifel nimmt er auch einen Abstrich von der Entzündung, um den Erreger zu bestimmen. Muss die Follikulitis behandelt werden, dann geschieht das in der Regel lokal an der betroffenen Hautstelle mit jodhaltigen oder antiseptischen Salben. Auch desinfizierende Lösungen oder Sitzbäder können helfen.

Verlauf und mögliche Komplikationen 

Die Haarwurzelentzündung verläuft eher oberflächlich, lässt sich gut behandeln und klingt oft von alleine wieder ab. Dringt die Infektion allerdings tiefer in den Haarfollikel ein, kann sich der komplette Haarbalg und das umliegende Bindegewebe entzünden. Es entsteht eine eitrige Hautentzündung, ähnlich einem sehr großen Eiterpickel. Dieser liegt allerdings in einer viel tieferen Hautschicht und ist deutlich schmerzhafter als ein einfacher Pickel. Diese tiefe Follikulitis wird als Furunkel bezeichnet.

Durch die fortschreitende Entzündung stirbt im Inneren des Furunkels das Hautgewebe ab und ein mit Eiter gefüllter Hohlraum entsteht. Sichtbare Anzeichen eines Furunkels sind:

  • Kirschkern- bis walnussgroße Schwellung
  • Rote, entzündete Haut
  • Gelblich durchschimmernder Eiter

Es können auch zwei oder mehrere Furunkel miteinander verschmelzen. Dann entsteht daraus ein sogenanntes Karbunkel. Ein Karbunkel ist die schwerste Form der Follikulitis. Sie ist sehr schmerzhaft und kann auch von Fieber und Abgeschlagenheit begleitet werden.

Furunkel und Karbunkel behandeln

Furunkel oder Karbunkel sollten nur von einem Arzt behandelt werden. Wer selbst daran rumdrückt oder den Eiterherd aufschneidet, riskiert dass sich die Wunde noch mehr entzündet und sich die Bakterien über die Blut- und Lymphgefäße im Körper ausbreiten. Zudem kann der Arzt am besten beurteilen, in welchem Stadium der Entzündungsherd ist und wie die weitere Behandlung verläuft. Ist der Abszess noch nicht voll ausgebildet, wird er zunächst mit feucht-warmen Umschlägen oder einer sogenannten Zugsalbe „zum Reifen“ gebracht. Erst dann kann der Arzt den Abszess unter örtlicher Betäubung öffnen und entleeren. Die Entzündung wird im Anschluss mit einer antiseptischen Lösung gespült und mit einer jodhaltigen Salbe oder bei einem schweren Verlauf mit einem Antibiotikum behandelt. 

Vorbeugen einer Haarwurzelentzündung

Die Staphylokokken-Bakterien werden über Schmierinfektion übertragen. Deshalb ist gründliches und regelmäßiges Händewaschen der beste Schutz vor einer Follikulitis. Darüber hinaus unterstützen Frauen eine gesunde Vulva, indem sie den Intimbereich nicht zusätzlich reizen. Das gelingt am besten mit einer Intimpflege bestehend aus klarem Wasser oder einer pH-neutrale Intimwaschlotion. Zudem sorgen locker sitzende Kleidung und hautverträgliche Unterwäsche aus Baumwolle für die nötige Luftzufuhr in der Intimzone.