Zweifelhafte Maßnahme

Ernährung bei Scheidenpilz: Helfen Anti-Pilz-Diät und Probiotika?

Kein Zucker, viel Joghurt? Es gibt viele Empfehlungen bei Scheidenpilz. Aber welche Rolle spielt die Ernährung bei der Vorbeugung oder Behandlung tatsächlich? Erfahren Sie mehr über gängige Ernährungstipps und was bei Scheidenpilz tatsächlich hilft.

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Kurzübersicht

Was soll man bei Scheidenpilz nicht essen? Lange wurde dazu geraten, bei einer Scheidenpilzinfektion auf zuckerhaltige Lebensmittel zu verzichten. Die sogenannte Anti-Pilz-Diät hat sich als unwirksam erwiesen. Etwas weniger Zucker zu essen, kann aber generell nicht schaden.

Ist Joghurt gut gegen Scheidenpilz? Da sich die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien von den Bakterien in der Scheidenflora unterscheiden, hat es Fachleuten zufolge keine positiven Effekte, mehr Joghurt zu essen. Stattdessen haben sich Medikamente mit Clotrimazol als wirksam erwiesen.

Welche Ernährung wird bei Scheidenpilz empfohlen? Frauen, die an wiederkehrenden Pilzinfektionen leiden, sollten auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten.

Artikelinhalte im Überblick:

Essen für eine gesunde Vagina

Anti-Pilz-Diät: Ist Zucker bei Scheidenpilz tabu?

Lange Zeit wurde vor allem bei wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen eine Anti-Pilz-Diät (beziehungsweise Candida-Diät) empfohlen. Diese basiert auf der Annahme, dass sich Hefepilze wie der Scheidenpilz-Erreger Candida albicans von Glucose (Zucker) ernähren.

Die Anti-Pilz-Diät nimmt eben diese Mikroorganismen im Darm ins Visier: Mit einer streng zuckerarmen Diät soll den Hefepilzen die Nahrungsgrundlage entzogen und das Risiko für Scheidenpilz gesenkt werden.

Auf der Verbotsliste der Anti-Pilz-Diät stehen:

  • zuckerhaltige Lebensmittel (also auch Kekse, Schokolade)
  • Fruchtzucker (also auch Früchte, Fruchtsäfte)
  • ballaststoffarme Kohlenhydrate (zum Beispiel Weißmehlprodukte wie polierter Reis, Nudeln oder Weißbrot)
  • alkoholische Getränke, da sie ebenfalls oft viel Zucker enthalten

Ballaststoffreiche Kohlenhydrate wie Vollkorngetreide oder Hülsenfrüchten werden im Rahmen der Anti-Pilz-Diät hingegen empfohlen. Der Grund: Die Ballaststoffe würden die Darmpassage beschleunigen und so zu einer verbesserten Ausscheidung der Pilzerreger aus dem Darm beitragen.

Zuckerfreie Ernährung bei Scheidenpilz – größtenteils überholt

Nachdem die Anti-Pilz-Diät noch in den 1990er-Jahren allgemein empfohlen wurde, gilt sie mittlerweile als überholt. Denn ihre Wirksamkeit zur Vorbeugung von Scheidenpilzinfektionen ist bislang wissenschaftlich nicht belegt, die Ergebnisse von Studien sind widersprüchlich.

Außerdem gibt es einige Argumente, die gegen eine allgemeine Empfehlung der Anti-Pilz-Diät sprechen.

  • So benötigen die Pilze für den Stoffwechsel zwar Zucker, können diese Funktion aber auch modellieren und ohne auskommen.

  • Zudem sind Darm und/oder Scheide von gesunden Frauen ebenfalls mit Scheidenpilzerregern besiedelt. Beschwerden treten erst auf, wenn sie sich übermäßig vermehren. Deshalb werden heute weniger die Besiedelung mit Pilzerregern als vielmehr ein schwaches Immunsystem und eine gestörte Scheidenflora als Ursachen für wiederholter Pilzerkrankungen angesehen.

Joghurt und andere probiotische Lebensmittel bei Scheidenpilz

Neben dem Verzicht auf Zucker wird bei Scheidenpilz häufig auch dazu geraten, Lebensmittel zu essen, in denen Milchsäurebakterien und Milchsäure vorkommen. Sie sollen das durch die Infektion angeschlagene Scheidenmilieu stabilisieren und den Pilz so verdrängen. Allerdings sind die in Joghurt und anderen Lebensmitteln enthaltenen Bakterien zum Aufbau der Scheidenflora ungeeignet.

Wichtig:

Ärzt*innen raten vor allem dazu, keine in Joghurt getränkten Tampons in die Vagina (Scheide) einzuführen. Denn Joghurt enthält meist Konservierungsstoffe und andere chemische Zusätze, die die Schleimhäute im Intimbereich reizen und Infektionen sogar verschlimmern können.

Richtige Ernährung bei Scheidenpilz: Was wirklich hilft

Auch wenn bisher Nachweise über die Wirksamkeit einer Zuckerdiät bei Scheidenpilz fehlen, wird eine zuckerarme Ernährung grundsätzlich als positiv bewertet. Viele Menschen konsumieren zu viel Zucker. Das kann auf Dauer die Entstehung von Übergewicht, Fettleber oder Diabetes begünstigen. Und auch bei einer diagnostizierten Pilzinfektion kann der Verzicht auf Süßigkeiten und ungesunden Lebensmitteln nicht schaden.

Statt strengen Diäten sollten Menschen, die häufig unter Scheidenpilz leiden, jedoch auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung mit viel Gemüse und Vollkornprodukten achten. Dadurch können die körpereigenen Abwehrkräfte unterstützt werden. Um einen bereits ausgebrochenen Scheidenpilz loszuwerden, reicht das aber nicht. Dann sind weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig.

Statt Anti-Pilz-Diät: Pilzbehandlung mit Medikamenten

Zur Behandlung von Scheidenpilz haben sich vor allem Antipilzmittel bewährt. In Apotheken sind beispielsweise Salben und Vaginalzäpfchen mit dem Wirkstoff Clotrimazol rezeptfrei erhältlich. Sie müssen meist über drei Tage angewendet werden und können den Scheidenpilz wirksam bekämpfen.

Die Therapie des Scheidenpilzes sollte am besten beginnen, sobald sich erste Symptome wie Juckreiz oder Brennen bemerkbar machen. Nach einer erfolgreich durchgeführten Akut-Behandlung empfehlen Expert*innen, die Vaginalflora zu regenerieren und zu stabilisieren, um erneuten Scheidenpilzinfektionen vorzubeugen. Hier hat sich die Gabe von Milchsäure oder Milchsäurebakterien als Kur aus der Apotheke bewährt, um das Scheidenmilieu zu stabilisieren oder wieder in Gleichgewicht zu bringen.

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