Lieber konventionelle Behandlung

Hausmittel gegen Scheidenpilz: Mehr Schaden als Nutzen

Viele Hausmittel gegen Scheidenpilz stammen aus der Küche. Da sollten sie auch bleiben! Denn Knoblauch und Essig tun der Scheidenflora gar nicht gut, sondern reizen sie zusätzlich zur bestehenden Infektion. Auch Naturjoghurt ist kein guter Tipp unter Freundinnen. Häufig ist er mit Keimen belastetet und kann selbst zur Infektionsquelle werden.

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© Getty Images/Guido Mieth

Statt zum Arzt oder Apotheker zu gehen, auf Hausmittel gegen Scheidenpilz zu setzen, klingt für viele Frauen vielversprechend. Dabei helfen Hausmittel selten - im Gegenteil, oft sind sie gar schädlich.

Überblick: Hausmittel bei Scheidenpilz und was sie bringen:

Knoblauch – seine Schärfe stört das Scheidenmilieu

Ein überholtes, aber oft genanntes Hausmittel gegen Scheidenpilz sind Knoblauchzehen. Wer das Lebensmittel zu diesem Zweck in die Scheide einführt, riskiert eine schmerzhafte Reizung der Schleimhaut. Mediziner raten davon ab, eine Pilz- oder Bakterieninfektion mit Knoblauch in der Scheide zu bekämpfen. Denn "das Gewürz ist zu scharf und stört das Scheidenmillieu", erklärt Dr. Anja Oppelt, Gynäkologin und Lifeline-Expertin. Gleich der biblischen Redewendung wird so versucht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Denn Knoblauch greift die Milchsäurebakterien (Laktobazillen) in der Vagina an. Die Milchsäurebakterien aber verhindern das Vermehren von Hefepilzen, die zur Scheidenpilzinfektion führen.

Hausmittel bei Scheidenpilz: Zugreifen oder eher Finger weg?

Naturheilkundlich orientierte Frauenärzte empfehlen bei chronischem Scheidenpilz zwar reichlich Knoblauch – allerdings auf dem Speiseplan. Wie Zwiebeln, Kümmel oder Meerrettich gilt das Liliengewächs als pilzhemmend. Eine konventionelle Behandlung einer Vaginalmykose ersetzt dies dennoch nicht.

Essigwasser schädigt die Vaginalflora

Hartnäckig hält sich außerdem die Meinung, dass Essigwasser gegen Scheideninfektionen hilft. Ob als Spülung oder mit einem Tampon in die Vagina gebracht, soll Obstessig Pilzen und Bakterien den Garaus machen. Die Idee dahinter: Bei einer Infektion erhöht sich der pH-Wert der Scheide – und Ansäuern soll ihn wieder senken. Doch das ist falsch gedacht, urteilen Frauenärzte.

Die Erklärung: Essig zerstört die meist sehr empfindlichen Bakterienkulturen auf der Oberfläche der Vaginalschleimhaut. Als Folge kann sich das gesunde Scheidenmilieu nur langsam wieder aufbauen. "Von solchen Selbstversuchen sollte jede Frau die Finger lassen", warnt Dr. Albrecht Scheffler vom Berufsverband der Frauenärzte in Berlin - "denn diese Hausmittel schaden mehr als dass sie nutzen."

Teebaumöl reizt die Schleimhäute der Vagina

Teebaumöl hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Kaum ein Arzneischrank, in dem nicht ein Fläschchen davon steht, um bei Hautproblemen oder Verdauungsbeschwerden zum Einsatz zu kommen. Teebaumöl wird nun ebenfalls als Hausmittel gegen Scheidenpilz gepriesen. Viele Gynäkologen sagen jedoch auch in diesem Fall, dass Teebaumöl die sowieso schon angegriffenen Schleimhäute der Vagina zusätzlich reizt, so auch Dr. Helga Seyler, Frauenärztin bei der Beratungsstelle "Pro Familia" in Hamburg. Das bekomme der Scheide gar nicht gut - schon gar nicht als Zugabe zu einer Pilzinfektion.

Frischer Joghurt auf Tampon? Nährboden für Keime

Stichwort Joghurt: Er enthält Laktobazillen, die in einem gesunden Scheidenmilieu dafür sorgen, dass Pilze sich nicht über Gebühr vermehren können, und eine Infektion entsteht. In Joghurt getauchte Tampons gelten daher bei vielen Frauen als Geheimtipp gegen Scheidenpilzinfektionen. Gynäkologen raten ebenso von dieser Methode ab – nicht nur, weil ein Tampon die Schleimhäute austrocknet. Frauenarzt Scheffler hält eine Joghurtbehandlung sogar für gefährlich: Im Joghurt befänden sich nämlich nicht nur erwünschte Bakterien. Er kann auch als Nährboden für andere Keime dienen, die in der Vagina nichts zu suchen haben – bis hin zum typischen Scheidenpilz-Erreger Candida albicans (Hefepilz). Außerdem befinden sich in Naturjoghurt ebenso chemische Zusätze oder konservierende Mittel, die der Vaginalflora nicht zuträglich sind.

Scheidenschwämmchen nicht empfehlenswert

Auch vor dem Gebrauch von Scheidenschwämmen warnen Mediziner. Die Naturschwämme, welche  auch während der Menstruation genutzt werden,  bestehen aus einer feinen Struktur und haben eine riesige Oberfläche mit unzähligen Kratern, Rillen und Falten. Krankheitserreger finden im Naturschwamm ideale Lebensbedingungen, vor allem, wenn noch das Menstruationsblut und eventuelle Hausmittel wie Naturjoghurt hinzukommen. Zudem ist es fast unmöglich, den Schwamm zu desinfizieren, ohne ihn zu zerstören.

Scheidenpilz wegturnen mit Yoga und Bauchtanz?

Gegen den chronischen Juckreiz im Intimbereich bei Scheidenpilz empfehlen einige Gynäkologen, die Durchblutung im kleinen Becken anzuregen, zum Beispiel bei Bauchtanz oder Luna-Yoga.

Das spezielle Yoga für den Unterleib wurde Anfang der 1980er Jahre von der Journalistin Adelheid Ohlig in Israel entwickelt. Inzwischen gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Luna-Yoga-Lehrerinnen, deren Adressen sich auf der Homepage von Luna-Yoga-Netz finden.

Scheidenpilz: Tipps und Regeln für Betroffene

Beckenbodengymnastik fördert die Durchblutung

Frauen, die vor dem Besuch eines Kurses zurückschrecken, können es auch mit Beckenbodengymnastik versuchen. Beckenbodengymnastik wird normalerweise zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur empfohlen – etwa, um einer Blasenschwäche vorzubeugen oder zur Rückbildung nach der Geburt. Da die konzentrierte Muskeltätigkeit gleichzeitig die Durchblutung – und folglich die Entspannung – fördert, eignet sich die Gymnastik aber auch bei Juckreiz im Intimbereich.

Brottrunk: Stärkt Abwehrkräfte gegen Pilze

Viele Frauen, die unter wiederkehrendem Scheidenpilz leiden, schwören auf den sogenannten Brottrunk. Dabei handelt es sich um ein säuerlich schmeckendes Getränk aus vergorenem Vollkornbrot und Wasser. Bei der Gärung entstehen so genannte Brotsäure-Bakterien. Sie sind säureresistent und sehr gesundheitsfördernd. Zudem enthält das Gebräu reichlich Milchsäurebakterien und Enzyme. Das Scheidenpilz-Hausmittel gibt es in Reformhäusern, Drogerien und gut sortierten Supermärkten. Eine 0,75-Liter-Flasche Brottrunk kostet um die 1,70 Euro

Der Nutzen des Brottrunks ist zwar noch nicht belegt, es gibt aber zahlreiche Rückmeldungen von Frauen, die eine positive Wirkung beobachtet haben. Vermutlich ist es die Stärkung der Abwehrkräfte, die dem Körper hilft, sich gegen eine Pilzinfektion zur Wehr zu setzen. Wahrscheinlich wirkt sich ferner der hohe Anteil an Milchsäurebakterien günstig aus.

Die größten Mythen rund um Scheidenpilz

Brottrunk mit Wasser verdünnen oder Saft beimischen

Expertin Anja Oppelt empfiehlt Frauen, mit wiederkehrendem Scheidenpilz, den Brottrunk ruhig auszuprobieren. Pur getrunken reicht ein Glas à 0,2 Liter am Tag. Um den säuerlichen Geschmack zu mindern, können Patientinnen den Brottrunk mit Wasser verdünnen oder Apfelsaft beimischen. Von Tampons und Sitzbädern mit Brottrunk rät die Gynäkologin hingegen ab: Über ihre Wirksamkeit sei nichts bekannt. Außerdem bestehe bei Sitzbädern grundsätzlich die Gefahr, dass Pilze aus dem Darm in die Scheide gelangen.

Abwarten und Tee trinken verlängert nur das Leiden

Eine akute Scheidenpilzinfektion sollte jedoch nie ausschließlich mit Brottrunk, sondern zuallererst mit lokal wirkenden Antimykotika behandelt werden. Hierfür stehen zuverlässige Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit zur Verfügung, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Tritt eine Scheidenpilzinfektion zum ersten Mal auf, sollte eine Frau besser einen Gynäkologen konsultieren, um die Symptome eindeutig abklären zu lassen.

Auch das Problem auszusitzen und abzuwarten, bringt in der Regel nicht viel. Denn Scheidenpilz geht nicht von alleine wieder weg. Je länger dem Pilz kein Paroli geboten wird, desto mehr Zeit haben die Sporen sich zu vermehren. "Nur wenn eine Frau eine stabile Scheidenflora hat, kann es sein, dass die dortigen Milchsäurebakterien die Pilzinfektion in den Griff bekommen. Allerdings ist die Entzündung dann noch nicht stark ausgeprägt", weiß Gynäkologin Anja Oppelt.

Deshalb kann eine Behandlung des Scheidenpilzes mit Milchsäurepräparaten sinnvoll sein. Tritt allerdings nach drei Tagen Therapie keine Besserung ein, sollte die Frau einen Gynäkologen aufsuchen.

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