Mädchen unter 13 Jahren

Auch Kinder können unter Scheidenpilz leiden

Ist die wenige Wochen alte Tochter im Schambereich gerötet, denken viele Eltern zuerst an eine Windeldermatitis. Dass die Kleine schon unter einem Scheidenpilz leiden könnte, halten sie oft für ausgeschlossen: Pilzinfektionen im Genitalbereich sind eine Krankheit geschlechtsreifer Frauen, so die Überzeugung. Doch Scheidenpilz kann auch bei Säuglingen auftreten.

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© Getty Images/Marko Geber

Leiden Neugeborene unter Scheidenpilz, haben sie sich meistens während der Geburt bei ihrer Mutter angesteckt. Ärzte*Ärztinnen behandeln die Säuglinge mit Salbe, wobei sie häufig – ebenso wie bei erwachsenen Frauen – den Wirkstoff Clotrimazol wählen, sagt Dr. Marlene Heinz, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie. In besonders hartnäckigen Fällen verschreiben sie zusätzlich Tropfen, die vorsichtig in die Scheide geträufelt werden.

Der Windelbereich braucht Luft

Eltern können die Heilung vorantreiben, indem sie zwei bis drei Mal täglich (jeweils etwa 10-15 Minuten) Luft an den Windelbereich lassen. Außerdem ist es ratsam, alle zwei bis drei Stunden – sofern das Baby wach ist – die Windeln zu wechseln. Das feuchte Windelmilieu fördert Pilzinfektionen bei Babys und auch bei Kleinkindern nämlich enorm.

Scheidenpilz bei Kindern nicht auf Verdacht behandeln

Dass bei Neugeborenen Scheidenpilzinfektionen auftreten, liegt daran, dass sie kurz nach der Geburt noch mit den Hormonen der Mutter versorgt sind. Das bedeutet, auch Säuglinge besitzen bis zu einem gewissen Zeitpunkt Östrogene. Sind diese nicht mehr vorhanden, herrscht erst einmal relative Ruhe. Candida-Infektionen des äußeren Intimbereichs, an den Schamlippen also, können aber auch danach noch auftreten. Mit acht bis zehn Jahren beginnen die Mädchen jedoch Geschlechtshormone zu produzieren. Darum werden Scheidenpilzinfektionen in diesem Alter wieder häufiger.

Allerdings handelt es sich nicht bei jedem Juckreiz, nicht bei jedem weißen Belag zwangsläufig um einen Scheidenpilz, meint die Berliner Gynäkologin. Eltern sollten ihre Tochter deshalb niemals auf bloßen Verdacht hin mit einer Pilz-Creme behandeln. Die Behandlung sollte erst nach einem Arztbesuch beginnen. "Die Präparate sind nämlich keine Pflegecreme, sondern ein Medikament", sagt Marlene Heinz. Auch Medizinern*Medizinerinnen rät die Gynäkologin davon ab, sich auf eine reine Blickdiagnose zu verlassen. Wirklich Sicherheit verschafft nur eine mikroskopische Untersuchung, bzw. eine Pilzkultur. "Die genaue Diagnose ist wichtig, um das Kind vor einer unnötigen Therapie zu schützen", meint Marlene Heinz.

Intimbereich nicht mit Seife oder Duschgel waschen

Manchmal verbirgt sich hinter den Symptomen nämlich nur ein Hygieneproblem. Viele Mädchen zwischen neun und elf Jahren sind nicht sehr waschfreudig, hat die Gynäkologin beobachtet. "Man ist heute auch der Überzeugung, dass Kinder nicht jeden Tag duschen müssen. Das ist grundsätzlich richtig, denn ständig Seife und Duschgel reizen die Haut.

Doch spricht nichts gegen Wasser: Marlene Heinz rät Mädchen und Frauen, den Intimbereich täglich mit klarem Wasser zu waschen. Alternativ können sie eine pH-saure Intimwaschlotion mit Milchsäure verwenden. Ablagerungen am besten mit der Hand entfernen – Waschlappen werden wegen Resten von Waschmitteln oft nicht so gut vertragen.

Ganz abzuraten ist bei der Kleinkind-Pflege von Feuchttüchern, meint die Gynäkologin. Denn sie sind für die Schleimhäute auf Dauer viel zu aggressiv. "Für unterwegs sind Feuchttücher sicherlich sinnvoll, aber nicht für die Routinehygiene."