Sex und Verhütung

Scheidenpilz & Verhütung: Pille, Kondome & Co.

Welchen Einfluss haben Antibabypille, Hormonimplantate, Vaginalringe und Hormonspiralen auf Pilzinfektionen? Und was muss bei einer Scheidenpilzinfektion beachtet werden, wenn mit Kondom oder Diaphragma verhütet wird? Alle Infos zur sicheren Verhütung und Scheidenpilz.

sex mit Kondom
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Scheidenpilz ist mehr als lästig, besonders wenn die Infektion regelmäßig wieder aufflammt: Der ständige Juckreiz und das Brennen, Sexverzicht oder Schmerzen beim Verkehr zerren an den Nerven. Betroffene Frauen suchen daher intensiv nach den Gründen, warum sie immer wieder an hartnäckigen Pilzinfektionen leiden. bekommen. Dabei gerät meist auch die Verhütung auf den Prüfstand.

Durch Antibabypillen: Frauen anfälliger für Scheidenpilz

Von der Antibabypille ist bekannt, dass die enthaltenen Hormone bei manchen Frauen die Anfälligkeit für Scheidenpilz erhöhen. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es allerdings nicht, aber Frauenärzte beobachten diesen Zusammenhang immer wieder. Ob die verwendete Pille mitverantwortlich für chronische Pilzinfektionen ist, kann ein Test zeigen: "Die Frau sollte ein anderes Präparat ausprobieren", rät Lifeline-Expertin Dr. Anja Oppelt. Kommt es dann zu weniger Scheidenpilzinfektionen, ist die Ursache schnell gefunden.

Den Scheidenpilz hervorrufen können die Gestagene in den Pillen-Präparaten. "Es gibt Rezeptoren bei den Pilzen, die auf Gestagene reagieren", sagt Oppelt. Gestagene sind künstliche Hormone, die dem körpereigenen Progestoron (Gelbkörperhormon) nachempfunden sind und unter anderem den Aufbau der Uterusschleimhaut fördern.

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Pille bei Scheidenpilz nicht absetzen

Allerdings lässt sich nicht sagen, welche Art von Gestagenen im Einzelfall den Scheidenpilz hervorrufen. Es gibt Frauen, die auf ein bestimmtes Gestagen mit einer Infektion reagieren, während andere gerade dieses gut vertragen. Oft kommt es auch nicht sofort zur Pilzinfektion, sondern erst, wenn die Frau die Pille bereits etwas längere Zeit genommen hat.

Dr. Oppelt rät Frauen, die die Pille nehmen und unter häufigem Scheidenpilz leiden, ein Präparat mit einem anderen Gestagen auszuprobieren. Gänzlich auf die Pille zu verzichten, ist nicht nötig, da die Infektion nicht von der Pille als solcher hervorgerufen wird.

Hormonimplantate – gut bei Pilzproblemen

Als Alternative zur Antibabypille sind in den vergangenen Jahren einige neue hormonelle Verhütungsmittel auf den Markt gekommen. Für pilzgeplagte Frauen stellt sich die Frage, ob sie einen Einfluss auf die Entstehung von Scheidenpilz haben.

Ein Hormonimplantat ist ein Stäbchen, das das Hormon Gestagen enthält. „Es ist auszuschließen, dass es die Häufigkeit von Scheidenpilz beeinflusst“, sagt Dr. Thomas Gent, Frauenarzt aus Hamburg. Ein Hormonimplantat eignet sich daher für Frauen, die Östrogen nicht vertragen und oft Pilzinfektionen haben.

Da viele Anwenderinnen das Stäbchen aufgrund von Nebenwirkungen wieder entfernen lassen, empfehlen Ärzte vor dem Einlegen, drei Monate lang eine Minipille mit dem Gestagen Desogestrel auszuprobieren, da der Inhaltsstoff in beiden Produkten fast gleich ist. Als Nebenwirkung können Zwischenblutungen, Brustspannen, Kopfschmerzen, schwankende Stimmung oder sexuelle Unlust auftreten. Außerdem wird die Monatsblutung oft unregelmäßig – das stört viele Frauen und sollte daher vor Einsetzen des Implantats abgeklärt werden.

Hormonspiralen – ohne Effekt auf Scheideninfektionen

Der Unterschied zu einer herkömmlichen Spirale besteht darin, dass eine Hormonspirale Hormone an den Körper abgibt. Da es sich dabei um Gestagene handelt, sieht Gynäkologe Gent keinen Zusammenhang mit Scheidenpilz. Im Gegenteil eignen sich Hormonspiralen gut für Frauen, die durch das Hormon Östrogen Probleme bekommen.

Vaginalringe – manchmal ein Pilzförderer

Ein Vaginalring ist ein weicher Kunststoffring, der die gleichen Hormone wie viele Antibabypillen enthält: eine Kombination aus einem Östrogen und einem Gestagen. Bei einem Vaginalring sei nicht auszuschließen, dass er Pilzinfektionen fördert, erklärt Gynäkologe Gent. Scheidenpilz-Experten diskutieren, "ob die Östrogenbelastung bei manchen Frauen zu einer Veränderung des sauren pH-Werts der Scheide führt und die Anhebung die Abwehr der Scheidenflora schwächt und somit zu einem Co-Faktor für wiederkehrende Pilzinfektionen wird."

Milchsäure normalisiert das Scheidenmilieu

Bei pilzgeplagten Frauen, die Östrogen nicht vertragen, ist es am einfachsten, das Hormon zu vermeiden und ein östrogenfreies Verhütungsmittel zu verwenden. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit, die Scheide mit Milchsäureprodukten anzusäuern, um Pilzinfektionen vorzubeugen, erklärt Gent. Allerdings müsse dies dann permanent geschehen. Das heißt, Frauen sollten eine Milchsäurekur am besten nach Ende der Monatsblutung durchführen. Eine konsequent regelmäßige Anwendung kann die Scheidenflora stabilisieren und vor Vaginalpilzen schützen.

Diaphragma, Kondom und Co. können versagen

Wird der Scheidenpilz mit lokal wirkenden Antimykotika behandelt, kann es bei allen Verhütungsmethoden, die in die Scheide eingebracht werden, zum Verhütungspannen kommen.  Diaphragmas und Portiokappen können durch Antipilzcremes und Vaginaltabletten verrutschen, spermienabtötende Gels und Schaumzäpfchen mit den Wirkstoffen reagieren. Sicher sind diese Verhütungsmethoden deshalb bei einer Scheidenpilzbehandlung nicht.

Sorgfalt ist bei der Kondomwahl ist geboten, wenn der Scheidenpilz einer Frau gerade mit Vaginaltabletten behandelt wird. "Dann dürfen nur latexfreie Kondome verwendet werden", erklärt Oppelt. "Die Anti-Pilz-Mittel greifen Latex an und machen das Kondom porös." Es verliert jede Schutzfunktion. Auch Gleitcremes mit Wachs oder Fett machen Latexkondome brüchig. Daher nur wasserlösliche Produkte verwenden. Gerade wenn eine Infektion erst seit kurzem überstanden ist, empfinden viele Frauen Gleitmittel beim Sex als sehr angenehm. Sie schonen die gereizte Schleimhaut.

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