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Wie der Pilz in die Vagina gelangt

Pille, Sex und Scheidenpilz: Wie sind die Zusammenhänge?

Warum bekommt die eine Frau ständig Scheidenpilz und die andere nicht? Diese Frage können Wissenschaftler auch heute nur teilweise beantworten. Hormone und Sexualleben, das Scheidenmilieu und die lokale Infektabwehr in der Scheide scheinen dafür eine wichtige Rolle zu spielen.

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© Getty Images/PhotoAlto/Frederic Cirou

Etwa drei von vier Frauen erleiden mindestens einmal im Leben eine Phase mit wiederkehrendem Scheidenpilz (Candidose). Und etwa fünf Prozent der Frauen klagen über jährlich mehrfach wiederkehrende Infektionen. Diese treten entweder spontan auf, also ohne zunächst ersichtlichen Zusammenhang, oder oftmals auch nach dem Geschlechtsverkehr. Scheidenpilzinfektionen können einen schweren Verlauf nehmen und stellen besonders in diesen Fällen eine große Beeinträchtigung für die Frauen dar. Nicht selten resultieren daraus Partnerschaftsprobleme. Doch wie kommt es, dass einige ansonsten gesunde Frauen verstärkt unter Scheidenpilz leiden, während andere verschont bleiben?

Von der Pilzbesiedlung zur Infektion

Pilze können auf unterschiedliche Art in die Scheide gelangen. Häufig geschieht dies über den eigenen Mund- oder Darmtrakt. Erreger können aber beispielsweise ebenso aus dem Darmtrakt anderer Menschen oder durch das Sperma eines Sexualpartners übertragen werden. Die Anwesenheit der Erreger allein führt jedoch noch nicht zur Infektion.

Die krankmachende Wirkung von Keimen wird durch weitere Faktoren beeinflusst, etwa dadurch, inwieweit es den Erregern gelingt, an der Scheidenwand anzuhaften (Adhäsion), und wie die Bedingungen für Wachstum und Vermehrung (Kolonisation) und für das Eindringen der Keime in das Gewebe (Invasion) sind. Diese Prozesse können wiederum durch verschiedene Faktoren begünstigt oder vermindert werden.

So hemmt eine gesunde Scheidenflora, die vornehmlich aus Laktobazillen besteht, das Wachstum eingeschleppter Krankheitserreger und kann so einer Infektion vorbeugen. Laktobazillen sorgen für ein saures Milieu in der Scheide. In dieser Umgebung vermehren sich Pilze und Bakterien nur ungern. Milchsäure wiederum ist wichtig für die Vermehrung und Funktion der Laktobazillen selbst.

Sex und Sexualverhalten als Risikofaktoren für Scheidenpilz

Wird die Scheidenflora beispielsweise durch eine Behandlung mit Antibiotika zerstört oder das saure Milieu beim Geschlechtsverkehr durch die Samenflüssigkeit vorübergehend neutralisiert, steigt das Risiko für eine Pilzinfektion. Bestimmte sexuelle Neigungen wie Oral- und Analverkehr, häufig wechselnde Partner und eine starke sexuelle Aktivität stellen ein besonderes Risiko für die Entstehung von Scheidenpilz dar, denn dadurch können verstärkt Keime in die Scheide gelangen.

Dennoch - etwa 20 Prozent der Frauen, die eine hohe Besiedlung mit Scheidenpilzen aufweisen, erkranken trotzdem nicht daran. Wissenschaftler vermuten, dass vor allem bestimmte Prozesse der lokalen Infektabwehr in der Scheide eine Rolle spielen. Von Frau zu Frau scheint es erblich bedingt große Unterschiede in der Neigung zu solchen Reaktionen zu geben.

Sex und Scheidenpilz: Goldene Regeln

Der Einfluss der Hormone auf die Neigung für Candidose

Auch die weiblichen Hormone beeinflussen das Risiko für Scheidenpilz. Frauen, die hohe Östrogenspiegel haben, erkranken häufiger. Ebenso ist der höhere Östrogenspiegel in der Phase nach dem Eisprung der Grund, warum sich Scheidenpilzsymptome zumeist in den Tagen vor der Regel bemerkbar machen. Unter dem Einfluss von Östrogen steigt der Gehalt an Zucker (Glykogengehalt) in den Scheidenzellen. Pilze finden so ein gutes Nahrungsangebot. Östrogen fördert zudem den Übergang der Pilzerreger (Hefepilze) von der Hefeform in die sogenannte Hyphenform. Nur in dieser Form können die Erreger in das Gewebe eindringen und letztlich eine Pilzinfektion hervorrufen.

Wegen der stark erhöhten Östrogenspiegel während der Schwangerschaft tritt Scheidenpilz besonders häufig bei schwangeren Frauen auf. Auch die Pille, die ebenfalls Östrogen enthält, steht im Verdacht, das Scheidenpilzrisiko zu steigern. Jedoch geht von den heute gebräuchlichen sogenannten Mikropillen, die nur sehr geringe Hormonkonzentrationen enthalten, wahrscheinlich ein eher geringes Risiko für eine Infektion mit Scheidenpilz aus. Hierzu gibt es allerdings unterschiedliche Studiendaten.

Wie Sie Scheidenpilz wieder loswerden, erfahren Sie in unserer Rubrik Behandlung.