Vaginalpilz im Überblick

Scheidenpilz erkennen und behandeln

Scheidenpilz kommt häufiger vor, als man gemeinhin annimmt: Immerhin drei von vier Frauen leiden einmal in ihrem Leben unter einer Vaginalmykose, bei manchen kehrt die Infektion immer wieder zurück. Was Sie über Scheidenpilz wissen sollten und wie er behandelt wird, erfahren Sie hier.

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© Getty Images/Westend61

Jucken, Brennen und Rötung im Intimbereich: Eine Pilzinfektion der Scheide ist einer der häufigsten Gründe für einen Besuch in der gynäkologischen Praxis. Hervorgerufen werden die Beschwerden durch Hefepilze, meist durch Candida albicans.

Im Überblick:

Juckreiz, Ausfluss, Brennen: Was kann alles dahinterstecken?

Was ist Scheidenpilz?

Bei Scheidenpilz, medizinisch auch Vaginalmykose, handelt es sich um eine Infektion im Intimbereich, die sich auch auf den äußeren Schambereich ausdehnen kann. Auslöser sind Hefepilze – meist der Gattung Candida albicans.

Das natürliche Scheidenmilieu, das normalerweise diese Erreger abhält, ist bei einer Vaginalmykose gestört. Es finden sich darin zu wenig der wichtigen Laktobazillen (Milchsäurebakterien), die essenziell für eine gesunde Intimflora sind: Sie sorgen für einen sauren, niedrigen pH-Wert des Scheidenmilieus und machen so den Pilzen das Leben schwer.

Eine Scheidenpilzinfektion ist in der Regel nicht gefährlich, die Symptome sind aber sehr unangenehm und können die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinträchtigen.

Wer kann Scheidenpilz bekommen?

Eine Pilzinfektion der Scheide kann prinzipiell jede Frau treffen. Besonders häufig sind Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Bei Kindern kommt die Erkrankung seltener vor. Da hormonelle Schwankungen die Entstehung von Scheidenpilz begünstigen können, steigt auch das Risiko in der Schwangerschaft. In den Wechseljahren hängt eine Pilzinfektion oft mit der Einnahme von östrogenhaltigen Medikamenten zusammen.

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Ursachen und Risikofaktoren von Scheidenpilz

Meist wird eine Pilzinfektion der Scheidenschleimhaut durch den Hefepilz Candida albicans hervorgerufen. Bei einer gesunden Frau überwiegen in der Scheidenflora Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die ein saures Milieu erzeugen. Dieses verhindert, dass sich krankmachende Bakterien und Pilze vermehren. Verschiedene Ursachen können das empfindliche Gleichgewicht der Scheide allerdings stören und dazu führen, dass sich die Schleimhaut der Scheide entzündet.

Begünstigende Faktoren für die Entstehung von Scheidenpilz:

  • geschwächtes Immunsystem (Stress, häufige Infekte)
  • übertriebene oder falsche Intimpflege
  • Einnahme von Antibiotika (hemmen das Wachstum von "guten Bakterien")
  • hormonelle Faktoren (während Menstruation, Schwangerschaft oder den Wechseljahren)
  • Behandlung zur Unterdrückung des Immunsystems, beispielsweise während einer Chemotherapie
  • weitere Erkrankungen (wie Diabetes mellitus, Allergien, Übergewicht)
  • Geschlechtsverkehr, wenn der Partner infiziert ist (Ping-Pong-Infektion)
Risikofaktoren für Scheidenpilz

Symptome von Scheidenpilz

Scheidenpilz macht sich bei einer Frau durch typische Symptome bemerkbar. Dazu gehören:

Symptome wie Schmerzen bei Berührung, beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr können ebenfalls für einen Scheidenpilz sprechen. Im Gegensatz zum Scheidenpilz tritt bei einer bakteriellen Vaginose ein unangenehmer, meist fischartiger Intimgeruch auf.

Wie sieht Scheidenpilz aus?

Scheidenpilz ist manchmal an einem weißen Belag auf der Vulva und den inneren Schamlippen erkennbar. In der Regel kann jedoch nur der*die Gynäkolog*in einen Scheidenpilz durch eine Untersuchung feststellten.

Eine schwere Scheidenpilzinfektion äußert sich mitunter durch Hautreizungen, insbesondere Rötungen, Pusteln und Hautrisse, die sich in angrenzenden Körperregionen wie der Oberschenkelinnenseite erstrecken können.

Wann ist eine ärztliche Therapie notwendig?

Eine Scheidenpilzinfektion kann mithilfe von rezeptfreien Cremes oder Zäpfchen aus der Apotheke oft erfolgreich selbst behandelt werden. In folgenden Fällen sollte jedoch unbedingt die gynäkologische Praxis kontaktiert werden:

  • Nach dreitägiger Antipilz-Therapie tritt noch keine Besserung ein.

  • Es kommt zu wiederkehrenden Pilzinfektionen.

  • Die Pilzinfektion tritt in der Schwangerschaft auf.

  • Es besteht Unsicherheit, ob es sich tatsächlich um Scheidenpilz handelt.

Diagnose und Verlauf von Scheidenpilz

Um herauszufinden, ob es sich um einen Scheidenpilz handelt, fragt der*die Frauenarzt*Frauenärztin zunächst nach der Krankheitsgeschichte und den aktuellen Beschwerden (Anamnese). Daran schließt sich die körperliche Untersuchung an, bei der beispielsweise der bröckelige Belag in der Scheide festgestellt werden kann. Zudem wird ein Abstrich von der Vaginalwand genommen, der im Labor auf Hefepilze untersucht wird.

Früh erkannt und rasch behandelt, heilt die Pilzerkrankung schnell ab. 95 Prozent aller betroffenen Frauen haben nach der Behandlung Ruhe. Wird er allerdings gar nicht oder nicht konsequent behandelt, kann ein  chronischer Scheidenpilz entstehen, der sehr langwierig ist.

Behandlung: Was hilft bei Scheidenpilz?

Eine Pilzinfektion lässt sich mit Medikamenten gegen Pilze (Antimykotika) selbst behandeln. Sie enthalten meist Wirkstoffe aus der Gruppe der Imidazole (Clotrimazol, Miconazol, Econazol oder Fenticonazol) und sind einfach zu handhaben:

  • Antipilz-Cremes werden dünn auf den äußeren Genitalbereich aufgetragen. Sicherheitshalber sollte der Afterbereich mitbehandelt werden, da sich auch dort Pilzsporen befinden können.

  • Zusätzlich können Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen in die Vagina eingeführt werden.

In Apotheken sind Kombipackungen erhältlich, die sowohl Cremes zur Anwendung im äußeren Intimbereich als auch Vaginalzäpfchen enthalten.

Wichtig ist, sich jeweils an die Hinweise auf der Packung zu halten und die Behandlung nicht vorzeitig abzubrechen, wenn keine Beschwerden mehr spürbar sind. Um sämtliche Pilze abzutöten, ist die vollständige Dosis der Wirkstoffe nötig. Während der Behandlung sollte man sehr genau darauf achten, täglich Unterwäsche, Handtuch und Waschlappen zu wechseln. Die Mitbehandlung des Partners ist notwendig, um den Ping-Pong-Effekt zu vermeiden.

Von Hausmitteln wie Knoblauch und Essig sollten betroffene Frauen lieber die Finger lassen – sie können die Scheidenflora weiter schädigen und neben einem Scheidenpilz auch eine bakterielle Vaginose auslösen.

Prävention: So lässt sich Scheidenpilz vorbeugen

Diese einfachen Maßnahmen helfen, einem Scheidenpilz vorzubeugen:

  • Präparate mit Milchsäure: Sie sorgen für eine Ansäuerung des Scheidenmilieus und unterstützen das Wachstum der "guten" Laktobazillen. Dadurch kann ein abwehrstarkes Scheidenmilieu sichergestellt werden.

  • Produkte mit Milchsäurebakterien: Bei einer gestörten Vaginalflora (beispielsweise nach einer Antibiotika-Therapie) können Vaginalkapseln mit Laktobazillen dabei helfen, die Scheidenflora wieder aufzubauen.

  • richtige Intimpflege: Den Intimbereich am besten nur mit klarem Wasser oder speziellen Intimwaschlotionen waschen und keine Intimsprays benutzen.

  • Hygieneartikel: Keine luftdichten Slipeinlagen tragen, da diese die Belüftung verhindern und ein optimales Milieu für Hefepilze schaffen.

  • Kleidung: Auf enganliegende, synthetische Kleidung verzichten und besser leichte Unterwäsche aus Baumwolle tragen. Ebenso sollten String-Tangas gemieden werden, da sie den Transport von Bakterien und Pilzen aus der Analgegend in Richtung Scheide fördern.

  • Geschlechtsverkehr: Bei Sex mit neuem Partner immer Kondom benutzen und im Fall einer Infektion warten, bis der Scheidenpilz vollständig abgeklungen ist.

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